"Licht(e)wege" 
Bergpark Wilhelmshöhe Kassel
29. Juni - 4. August 2002


Michael Seyl, "Rot", Kassel 2002
"Teufelsbrücke" im Bergpark Wilhelmshöhe
(Foto: Katalog "Licht(e)wege")


Michael Seyl, "Blau", Kassel 2002
"Aquädukt" im Bergpark Wilhelmshöhe
(Foto: Katalog "Licht(e)wege")
 

 

Licht(e) Wege im Bergpark

 

Von Michael Schräer

 

Tausende von Besuchern kennen die beleuchteten Wasserspiele, den beleuchteten Herkules, die Atmosphäre, die vom angestrahlten Schloss ausgeht. Seit Samstag ist der größte Bergpark Europas um eine Attraktion reicher. Sie zeigt sich dem Betrachter auf verschiedenste Weise, eins aber haben alle Angebote gemein: Sie spielen - nach Einbruch der Dunkelheit - und zwar mit Licht.

Den Bergpark Wilhelmshöhe einmal anders erleben, das ist das Ziel von Herwig Thol und Markus Hutter. Thol, der Gartenarchitekt aus Kassel, und Hutter, der Maler und bildende Künstler aus Hannover, zeichnen für das Projekt Licht(e) Wege verantwortlich. Ein Parcour durch den Park mit zehn Kunstwerken, zwei mit mehreren Stationen, die das Thema Licht im öffentlichen Raum des Parks interpretieren.

Da jedes Kunstwerk für sich steht, kann der Besucher an beliebiger Stelle starten, mancher dürfte auch nur zufällig beim Spaziergang mit Kunst konfrontiert werden. Für den gezielten Licht(e) Wege-Besuch ist der Ausgangspunkt der Infostand am großen Gewächshaus des Bergparks.

Dort empfängt ihn ein Wohnzimmerequipment von Timm Ulrichs mit zwei Standleuchten, die über Morsezeichen einen Lichtdialog führen. Weiter zum Fontänenteich. Dort ist an der Ecke der Schlosswiese einer der vier persönlichen Schreibtische von Rolf Bier zu sehen. Auf einer Betonplatte, abgelegt wie ein Picknicktisch, so Bier, steht ein Lichtkasten.

Licht und Ton nutzt Werner Reiterer im Apollo-Tempel. Drei Mal ist geräuschvoll das Atmen des Künstlers aus Wien zu hören, wobei zwölf Halogenlampen beim Ausatmen gedimmt werden. Dann tief Luft holen und 80 Sekunden anhalten bei stärkster Leuchtkraft. Das ist der Rhythmus des Kunstwerks.
Der Weg führt weiter an Aquädukt, Höllenteich, Teufelsbrücke und Pyramide Richtung Schloss zurück. Wobei die erwähnten Bauwerke von Michael Seyl illuminiert werden, Aquädukt in Blau, Teufelsbrücke in Rot, Pyramide in Gelb.

Auf dem Weg hängt der Kronleuchter von Ute Klein und Daniela Tuzzi aus der Schweiz in den Bäumen, wobei mit Leuchtfarbe bemalte Plexiglasscheiben dank Schwarzlicht je heller erstrahlen, desto dunkler es wird. Vorbei an der Vollmondprojektion auf dem Höllenteich von Birgitt Knappe und Jörg Lange, dem Antennenwald mit Bildschirmen von Wolfram der Spyra und dem Tatort des Künstlerpaars Stöckerselig.

Dieser deute nicht unbedingt auf den Ort eines Verbrechens hin, sagt Christian Selig. Aber die sechs Blitzlichter auf drei Stativen sollen Spaziergänger überraschen, der romantischen Umgebung etwas Beunruhigendes entgegensetzen.

Unter Wasser, im Überlauf des Fontänenteichs, dann die Arbeit von Hutter. Zwei gegenläufige, elementare Sätze, die unser Leben prägen, mit Lichtfasertechnik erzeugt, sollen den Betrachter damit konfrontieren, dass er selbst an einen Ort der Idylle auf den Alltag zurückgeworfen wird: There is love all around you; there is hate all around you.

Den Abschluss der Licht(en) Wege bilden zwei wie defekt flackernde Lichtbündel im Baum und am Boden von Volkhard Kempter.

Licht(e) Wege, bis 28. Juli, 22 bis 1 Uhr, Infocafé am Gewächshaus ab 20 Uhr, Führungen nach Absprache und Anmeldung unter Fax: 77 07 95.

 

Aus: Hessische Allgemeine, Sonntag, 30. Juni 2002
 

 

"Während der Dokumenta 11 wollen zwölf, zum Teil international bekannte Künstler Lichtinstallationen im Bergpark Wilhelmshöhe präsentieren. Das von Markus Hutter und Herwig Thol initiierte Projekt "Licht(e)wege" (29. Juni bis 28. Juli) soll an die Tradition der barocken Park-Illuminationen anknüpfen. Zudem soll mit neuen Formen der Beleuchtung und des Lichtspiels experimentiert werden."

 
"Lichtkunst im Park", Aus: Hessische Allgemeine, Samstag, 16. Februar 2002

 

 

 


Zurück zur Übersicht "Lichtinstallationen im öffentlichen Raum"