Blau
Mit
Einbruch der Dunkelheit, der „blauen Stunde“, erlebt der Wasserturm auf
dem Gelände des Weltkulturerbes Völklinger Hütte eine Verwandlung.
Während die markante Silhouette sich immer weiter auf sich selbst
reduziert und sich gänzlich aufzulösen
scheint,
leuchtet die Krone des Wasserturms blau. Die obere, sich umschließende
Fensterreihe und der dahinter im Raum verborgene gigantische Wassertank
wird von Blaulicht erhellt. Ebenso korrespondiert das Blau des Wasserturms
mit den Fenstern der Pumpenstation. Ein starker minimalistischer Akzent.
Der
Einsatz von Licht führt zur Sichtbarmachung, der Erklärung und
Bestimmung der Koordinaten im Raum. Dieser Spur folgt Michael Seyl bisher
auf konsequente Weise. 1998 waren es in der Lichtinstallation „Burgenröte“
zwölf Pfälzer Burgen und die Aktion „RotBlau“ am Historischen
Museum der Pfalz in Speyer, in denen der Künstler dem jeweiligen Objekt
ein neues eindringliches Gepräge bei Nacht gegeben hat.
Seit
jeher wird die Farbe Blau dem Element Wasser zugeordnet und umgekehrt.
Doch erscheint es in diesem Falle recht mühsam, das von Seyl
gewählte Blau als logische farbliche Ergänzung zum Ort zu sehen.
Das
Blau ist Licht. Michael Seyl bedient sich dem diskreten Medium
des Lichtes, um auf die Körperhaftigkeit im übertragenen
Sinne hinzuweisen.
Hier
ist es zum einen das Gebäude, in den Jahren 1917 bis 1918 als Eisenbetonskelettbau
errichtet, um die bestehenden Hochöfen der Völklinger Hütte
mit Kühlwasser zu versorgen.
Das
Objekt. Doch viel prägender setzt sich das Medium „Licht“ in konträrer
Souveränität mit dem Material „Wasser“ auseinander. Das Blaue
Licht nimmt die Spur auf und verweist auf den komplexen
Rohstoffzyklus der ehemals unter Volllast agierenden Hütte. Bis zu
40.000 Kubikmeter Wasser pro Tag und Nacht waren notwendig, um den
aufgeheizten Stahlmäntel der sechs Hochöfen herabzukühlen.
Ein weit verzweigtes Rohrleitungssystem schuf die Voraussetzungen, um diesen
Kraftakt zu meistern.
Dieser
im Produktionsprozess der Völklinger Hütte implizierte
Wasserhaushalt ist es, der gerade in der, zumindest heute, für den
Besucher erscheinenden Immaterialität, in dem Medium des Lichtes -
hier Blau - einen passenden Projektionsträger gefunden hat.
Der
an exponierter Stelle stehende Wasserturm ist durch diese „Aureolen-Erscheinung“
wieder zurückgekehrt in den , heute musealen, Betrieb der Völklinger
Hütte.
Frank
Krämer, "Der blaue Wasserturm", Aus:
"Feuer Wasser Luft. Ingrid Mwangi, Robert
Hutter, Michael Seyl, Stephan Mathieu", herausgegeben
von Meinrad Maria Grewenig, mit Texten von Meinrad Maria Grewenig, Horst
Gerhard Haberl, Felix Klopotek und Frank Krämer, Redaktion: Frank
Krämer, 19 Seiten, 9 Farbabbildungen, Weltkulturerbe Völklinger
Hütte, Quantum Books Verlag, Ostfildern-Ruit. 2001, S. 10 ff.
Rot Blau
Licht ist nicht sichtbar.
Es tritt nur dann in Erscheinung, wenn es auf einen Widerstand, einen Körper,
ein Ding stößt. Ströme von Licht fluten unbemerkt durchs
All, weil niemand und nichts sie aufhält. Auch farbiges Licht ist
ein Phänomen, das im Dunkel bleibt, bis es von Materie reflektiert
wird. Mit diesem mystisch-kreativen Stoff zu arbeiten ist der Ehrgeiz des
35jährigen Lichtkünstlers Michael Seyl,
einst Schüler von Sigurd Rompza und Karl Otto Jung in Saarbrücken,
Timm Ulrichs in Münster. Burgen, Schlösser und Kirchen sind die
Orte, an denen er dem Licht zu dramatischen, zarten oder gleichmütigen
Auftritten verhilft. Sein Licht ist ohne Geheimnis, es kommt aus der Steckdose,
aktiviert Leuchtröhren, Strahler, Farbfilter.
Davon braucht der Passant,
der in diesen Tagen bei Einbruch der Dämmerung den Speyrer Domplatz
quert, nichts zu wissen. Ihm bietet sich ein seltsames Schauspiel: die
Verwandlung des Historischen Museums der Pfalz in ein Kunst-Stück.
Zuerst strahlt eisig blaues Licht aus den Fenstern, die zu blinden Höhlen
werden. Auf einmal erglüht der Eingangsbereich in vollem, samtenem
Rot. Und das Rot wächst und überzieht die ganze Fassade mit bengalisch
leuchtender Pracht.
Rot ist das Leben, das Irdische
und Materielle, weiß der Künstler, und Blau der Geist, der hinter
den feurigen Mauern wohnt und wieder ausstrahlt ins Leben. Das Museum begreift
er als Schatzhaus, öffentliches Gedächtnis, Ort des Lernens und
des Staunens. Doch die Lichtspiele leuchten nicht in guter, pädagogischer
Absicht. Sie brauchen die Dunkelheit, um das Haus zur schimmernden Skulptur
zu machen, und sie sind Malerei mit Licht. Als Maler interessieren Seyl
neue, noch nie gesehene Bilder. Auch drinnen, an vier Stellen der Schausammlung,
bedient er sich der uneigennützigen Eigenschaften des Lichtes. Blaues
Licht umhüllt die zarte Gestalt einer "Schönen Madonna" vom Oberrhein
und läßt den Faltenwurf ihres blauen Mantels noch tiefer erscheinen.
In der Domschatzkammer ruht es interessiert auf einem reichverzierten Reliquienkästchen
aus Limoges, entrückt den hageren Christus des "Eisenberger Kruzifixes"
ins Immaterielle und weist auf einer 1683 von Johannes Heinrich Roos gemalten
"Geburt Christi" auf den lichtspendenden Jesusknaben hin.
"Ich liefere keine feststehenden
Bilder", sagt Seyl. Seine Lichtinstallationen,
die drinnen und die draußen, sind flüchtige Gäste, gerade
darum Objekte eines erkennenden Staunens. Ein Griff zum Schalter kann sie
löschen. Ihre Flüchtigkeit ist aber auch ihre Stärke, ihr
Erscheinen ein Festtag im Leben der Dinge, die schöne Ausnahme. Und
es stimmt schon: Nur leuchtend sind Michael Seyls Arbeiten einleuchtend.
Sigrid
Feeser, "Flüchtige Gäste aus Licht, drinnen und draußen.
"Rot Blau" - Michael Seyl erleuchtet das Historische Museum der Pfalz in
Speyer", Aus: Saarbrücker Zeitung, Feuilleton,
25. Februar 1999
... Wer bei einbrechender
Dunkelheit von der Maximilianstraße kommend um die Ecke biegt, (...)
dem wird die Lichtinstallation am Museum wie ein Ruhepol und Meditationsobjekt
vorkommen, ein Kunstleuchtturm im Pflastermeer, Fassade und Mauern sind
in ein glühendes Rot gehüllt, aus den Fenstern am Haupteingang
und aus dem Fensterkreuz an der Spitze des Museumsturmes strahlt ein kühles
Blau, Seyl will irritieren.
In einer nicht gerade reizarmen
Welt setzt er wenige, aber reizintensive Mittel ein, um die Erscheinungsweise
der ausgewählten Objekte zeitlich begrenzt zu verfremden. Er verändert
nicht, er schafft neue Bilder...
Bernhard
Kukatzki, „Der Kunstleuchtturm", Aus: Speyerer
Rundschau (Lokalausgabe der Rheinpfalz), 21. Dezember 1998; siehe
auch "Das Historische Museum in neuem Licht", In: Die
Rheinpfalz, Feuilleton, 11. Januar 1999
... Das Projekt Rot Blau
ist nicht ein Objekt oder nur eine Ansicht. Die Dimension der Installation
in ihrer physischen Größe und in ihren Innen- und Außenbezügen
sprengt die Möglichkeiten menschlichen Erkennens. Nur dank der Erinnerungsbilder,
die die Betrachter in sich tragen, wird das Gesamtbild von Rot Blau erfahrbar,
auch dies eine intensive Parallele zur Museumsarbreit...
Meinrad
Maria Grewenig, „Das Historische Museum der Pfalz Speyer im Dialog
mit Michael Seyl", Aus: Michael Seyl, Rot Blau,
Werkeheft, herausgegeben von Meinrad Maria Grewenig, Historisches Museum
der Pfalz, Speyer 1998
Rot
Der Altenglaner Künstler Michael Seyl studierte Kunst bei Horst Schwab, Karl Otto Jung, Sigurd Rompza und Timm Ulrichs. Der Absolvent der Kunstakademie Münster ist in den vergangenen Jahren durch “Lichtinstallationen” weit über die Grenzen der Pfalz bekannt geworden: 1998 war seine “Burgenröte” auf zwölf Pfälzer Burgen zu sehen. Das Historische Museum der Pfalz in Speyer war 1998 Schauplatz seiner vielbeachteten Lichtinstallation “Rot Blau”. 1999 zeigte Michael Seyl “Gelb Rot Blau” im Rathaus Bielefeld. In Kaiserslautern ist seit dem Jahr 2000 sein “Rotwerk mit Blau” im Kulturzentrum Kammgarn zu sehen. Ebenfalls 2000 präsentierte er “Rot für Gutenberg” im Landesmuseum Mainz. Seit dem Jahr 2001 sind seine Werke “Rotraum” und “Blau” im Weltkulturerbe Völklinger Hütte auf Dauer eingerichtet. Im Jahr 2002 wurde Michael Seyl für das Rahmenprogramm der Stadt Kassel zur Weltkunstausstellung “Documenta XI” für die international besetzte Ausstellung “Licht(e)wege” im Bergpark des Schlosses Wilhelmshöhe eingeladen. “Lichtinstallationen im Kirchenraum” hat Michael Seyl seit 1995 in Kusel, Speyer, Pirmasens, Zweibrücken und zuletzt im Jahr 2003 für das Zisterzienserkloster Himmerod geschaffen. Seit 1991 arbeitet der Künstler an seiner Werkgruppe der “Leuchtstoffröhrenbilder”, die er als originäre Erfindung bezeichnen kann. Zwölf dieser Bilder sind seit Beginn dieses Jahres in der Kreisverwaltung Kusel installiert. Neben den erwähnten drei Werkgruppen entstehen begleitend Aquarellstudien, in denen Michael Seyl seine meist temporär begrenzten Lichtinstallationen “festhält”. Eine Auswahl dieser Bilder ist in der Ausstellung “Michael Seyl sieht Rot” zu sehen.
Klaus Dieter Schummel, "Michael Seyl sieht Rot", Aus: Einladungskarte zur Eröffnung der Ausstellung im Stadt- und Heimatmuseum Kusel; siehe auch "Wochenblatt. Amtliches Bekanntmachungsorgan der Verbandsgemeinden Kusel, Altenglan, Glan-Münchweiler", 4. März 2004, S. 16
Am Anfang steht das Licht, das der Dunkelheit ihren Schauer nimmt und die in der Nacht verborgene Welt zum Vorschein bringt. Vor den Farben, vor den Formen und vor allem vor der Kunst steht zunächst einmal das Licht. Die fundamentale Bedeutung des Lichts sowie die Wirkung von farbigen Lichtspielen dominieren schon seit langen Jahren die Arbeit des Kuseler Kunstrkreis-Vorsitzenden Michael Seyl. Nach einiger Zeit des Rückzugs trat er am vergangenen Samstag mit einer Ausstellung im Stadt- und Heimatmuseum wieder zurück ins Licht.
„Michael Seyl sieht Rot“ lautet der Titel seiner neuen Ausstellung. Zur Freude der Besucher meldete sich zur Vernissage auch ein Künstlerkollege zu Wort. Mit einem sehr kurzweiligen, informativen wie amüsanten Vortrag brachte Horst Schwab den zahlreichen Gästen die Fragestellungen, das Kunstverständnis und die Ziele Seyls näher. Dabei kam Schwab auf die fundamentale Bedeutung des Lichts zu sprechen, die in der Entwicklung Seyls die Rolle des viel zitierten roten Fadens übernommen habe. Dass Seyl das Licht als Quelle jedes Schaffens überhaupt erkannt habe, fand die Anerkennung Schwabs. „Über das Licht machen wir uns kaum Gedanken, da es zu den wunderbaren Dingen gehört, die uns täglich umgeben,“ lautete sein treffendes Urteil.
Ausgestellt sind im Museum vorwiegend Aquarellstudien sowie eine kleine Anzahl von Zeichnungen, die im Zuge der Planungen zu den Installationen entstanden. Fixpunkte sind die in reine Farben getauchten Flächen, die erst durch die Einbettung in getrübte Farben herausstechen. Dass Rot, Blau und Gelb, die die Basis für alle anderen Farbmischungen liefern, selbst den Dichterfürsten Johann Wolfgang von Goethe fasziniert und zu einer eigenen Farbenlehre inspiriert haben, daran erinnerte Horst Schwab.
Vom Gelb hat Seyl sich mittlerweile weitestgehend distanziert und beschäftigt sich nunmehr mit der energetischsten aller Farben. Die Ausstellung offenbart neben Lichtinstallationen jedoch noch eine ganz andere Seite: „Kunst = Licht = Leben“. So lauter der Titel eines der frühen Werke. Aus dem Dunkel steigt der Blick des Betrachters die Treppe herauf – Stufe für Stufe mehr ins Licht. Am letzten Treppenabsatz ist der Betrachter der Verheißung nahe. Durch ein kleines Fenster strahlt das Licht, das den Gang stufenweise erhellt. Ungewöhnlich dabei: Hier beschränkt sich der Künstler auf den Schwarz-Weiß-Kontrast.
Den ganzen Umfang der Arbeiten wird der Besucher jedoch erst am Abend gewahr. Wer dann nämlich von der Fußgängerzone die Marktstraße hoch schlendert, wird sich verwundert die Augen reiben. Die Straßenlampen strahlen rot. Die verschieden nuancierten Rottöne weisen den Weg zum Museum. Unkenrufen zum Trotz, die im sauberen Städtchen ein Rotlichtviertel eingerichtet sehen wollen. Jetzt wird auch klar, warum dieses Projekt den englischen Titel „Redlights“ trägt. Denn das deutsche Pendant „Rotlichter“ würde garantiert für jene Begriffsverwirrung sorgen. Wetten dass?
Rebecca Botsch, "Am Anfang steht das Licht. Werke zur Farbe Rot im Heimatmuseum", Aus: Westricher Rundschau (Lokalausgabe der Rheinpfalz, Kusel), 8. März 2004, S. 3 (mit einem Foto von Werner Schmitt)
Die Installation „Rotraum"
lässt die gigantischen Maschinen zwischen den Zeichnungen Leonardos
und den Holzmodellen in unregelmäßigen Abständen in tiefrotem
Licht erstrahlen. In seiner im Licht angewandte Farbenlehre beruft sich
Michael Seyl (Altenglan) auf Goethe, den Bauhaus-Künstler Itten, Kandinsky
und Albers.
Licht-Installationen auf
Burgen, in Kirchen, im Historischen Museum der Pfalz in Speyer und im Weltkulturerbe
Völklinger Hütte haben den Pfälzer Künstler Michael
Seyl bekannt gemacht. Die Farbe Rot soll die Wahrnehmung lenken. Die warmen
Akzente ruhen gleichförmig auf den großen Rädern, umhüllen
und betonen sie. Rot symbolisiert Energie, Leben, Bewegung. Der rote Lichtschein
– die Farbe der Aktion – erweckt die ruhenden Maschinen für kurze
Zeit zu neuem Leben.
Wiebke
Trapp, "Rotraum für Visionäre. Eine Licht-Installation
des Pfälzers Michael Seyl", Aus: Die Rheinpfalz,
Sonderseite "Mensch - Maschine: Multimedia-Schau Leonardo da Vinci in Völklinger
Hütte", Dienstag, 31. Dezember 2002
... Man könnte ihn guten
Gewissens als „Lichtgestalt" der pfälzischen Kunstszene bezeichnen:
Spätestens seit die „Burgenröte" über die Pfalz hereingebrochen
ist, erstrahlen Michael Seyls Farben-Phantasien weit über seine Heimatregion
hinaus...
Christian
Hamm, „Kunstvolles Spiel mit Licht und Farbe", Aus:
Evangelischer Kirchenbote, Nr. 36, 6. September 1998, S. 21; siehe
auch Christian Hamm, "Lichtgestalt auf Pfälzer
Burgen. Mann des Jahres Michael Seyl", Aus: Westricher
Rundschau (Lokalausgabe der Rheinpfalz, Kusel), 31. Dezember 1998
... Es war schon ein besonderer
Moment, als am Samstagabend pünktlich um 22 Uhr nach einigen Böllerschüssen
das Hambacher Schloß in rotem Licht erstrahlte. Die gelblichen Sandsteinquader
wandelten sich in Purpur und wirkten, als ob die Abendsonne ihre letzten
Strahlen zum Schloß hinauf schickte. Gleichzeitig mit dem Hambacher
Schloß „erröteten" weitere elf Burgen in der Pfalz. (...)
Der Effekt ist überraschend
und läßt ein wenig an den Verpackungskünstler Christo denken,
wobei die „Kunst" in der Idee liegt und nicht in der Technik. Dies unterstrich
auch der Speyerer Museumsdirektor Meinrad M. Grewenig bei der Eröffnungsfeier
im Festsaal des Hambacher Schlosses...
Gisela
Folz, „’Burgenröte’ in der Pfalz", Aus: Mittelhaardter
Rundschau (Lokalausgabe der Rheinpfalz, Neustadt an der Weinstraße),
8. Juni 1998
... Um das ganze Projekt
zu erfahren, ist der aktive Betrachter gefordert, der immer nur einen Bruchteil
des Projekts wahrnimmt und die Gesamtheit allein in seinem Kopf bilden
kann. Mit dieser interaktiven Mobilität erweitert Seyl die Dreidimensionalität
der einzelnen Objekte um die räumliche und zeitliche Dimension, fordert
die „kinetische Energie" nicht vom verschlüsselten historischen Objekt,
sondern vom Zeitzeugen...
Beate
Vogt-Gladigau, „Purpurrot hüllt die Burgen ein", Aus: Allgemeine
Zeitung Bad Kreuznach, 5. Juni 1998
... Manche Betrachter werden
beim Anblick der beleuchteten Burgen vielleicht denken: „Was ist daran
Kunst?"
Die Kunst liegt wohl in
der Idee. Darauf zu kommen und es dann auch umzusetzen. Es ist ja wirklich
naheliegend, aber es hat vor mir noch keiner gemacht. Ich arbeite dabei
mit wenigen Mitteln, die aber sehr reizintensiv sind. Es entstehen so noch
nicht gesehene Bilder...
Martina
Sema-Weiß im Gespräch mit Michael Seyl, Aus: Leo.
Das Freizeitmagazin für die Pfalz, Wochenmagazin der Tageszeitung
Die Rheinpfalz, 2. Jahrgang, Ausgabe 23, 4.6.1998 - 9.6.1998, S.12f (Titelbild
und Titelgeschichte)
... „An seinen Namen erinnerte
ich mich nicht, doch seine Leuchtstoffröhrenbilder hatten einen bleibenden
Eindruck hinterlassen." Dies sagte Gisela Fiedler-Bender in ihrer Laudatio
auf Burg Lichtenberg zur Eröffnung des Burgenprojekts von Michael
Seyl. Es läßt erkennen, wie sehr Seyls Kunst ihre eigene Werbewirksamkeit
in sich trägt. Das ist um so wichtiger, als die Inszenierung mit farbigem
Licht nur über einen bestimmten Zeitraum existent und somit als flüchtiges
Objekt darauf angewiesen ist, im Betrachter „weiterzuleben"...
Ingeborg
Nicklas, „Ein Mann sieht Rot", In:
Westricher Rundschau (Lokalausgabe der Rheinpfalz, Kusel), 12. September
1997
Wer hat Angst vor Gelb, Rot, Blau?
... „Mich hat es besonders
gefreut, daß jemand gesagt hat, ihn würde die Burg in blauem
Licht an ein Raumschiff erinnern", so der Künstler...
Melanie
Hinze, „Wenn Historisches und Neues aufeinandertreffen", Aus: Nahe-Zeitung
(Heimatblatt der Rhein-Zeitung, Kreis Birkenfeld), 29. August 1997
... Die leuchtende Burg Lichtenberg
war Teil einer großen Lichtinstallation mit dem Titel „Gelb, Rot,
Blau" des Kuseler Künstlers Michael Seyl. Zeitgleich wurden zwei andere
pfälzische Burgen durch besonderes Licht in „Szene gesetzt": die Ebernburg
in Bad Münster und die Burg Neuleiningen bei Grünstadt, wobei
der Künstler Neuleiningen zunächst mit der Farbe Gelb bedacht
hatte, das Gemäuer der Ebernburg jedoch blau schimmern ließ.
Jeden Monat wechselten die Burgen die Farben, so daß bis Ende August
jede in Rot, Gelb oder Blau zu sehen war. (...)
Mit seinem Land-Art-Projekt
wollte Michael Seyl einen imaginären Farbkreis über einen großen
Teil der Pfalz schlagen. (...)
Die Kombination von Farbe
und Licht spielt im Werk Michael Seyls eine bedeutende Rolle. Er bezieht
sich dabei auf den prismatischen Farbkreis Johann Wolfgang von Goethes...
Marie-Christine
Werner, „Die ganze Pfalz ist eine Leinwand. Bemerkungen zu Michael
Seyls Burgenprojekt ‘Gelb, Rot, Blau’", Aus: Westrichkalender
Kusel 1998, herausgegeben vom Landkreis Kusel (Pfalz), Görres
Verlag, Koblenz 1998, S. 130 - 134; siehe auch Marie-Christine Werner,
„Die ganze Pfalz ist eine Leinwand", In: Die Rheinpfalz,
Feuilleton, 6. Juni 1997
... Dr. Gisela Fiedler-Bender,
Direktorin des Landesmuseums Mainz, zeichnete in ihrer Eröffnungsrede
den künstlerischen Werdegang Michael Seyls nach, wie er von schwarzweißen
Zeichnungen zur Farbe gefunden, sich jedoch weg von einer bunten Vielfalt
hin zu den Primärfarben Rot, Gelb und Blau bewegt habe.
Sein Projekt, das Teil des
diesjährigen rheinland-pfälzischen Kultursommers ist, sei deshalb
so interessant, „weil man die Burg, die man sonst vielleicht nicht mehr
wahrnimmt, plötzlich mit anderen Augen sieht. Der Künstler will
uns sehen lassen, bewußt machen", sagte Fiedler-Bender. Solche progressiven
Kunstaktionen rückten Kusel und die Region in der Kulturwelt in ein
positives Licht...
Marie-Christine
Werner, „Burg mit anderen Augen sehen. Burg Lichtenberg: Start der
Lichtinstallation von Michael Seyl", Aus: Westricher
Rundschau (Lokalausgabe der Rheinpfalz, Kusel), 6. Juni 1997
... „Malerei mit Licht" nennt
er denn auch, was er mit den Burgen unternimmt, und knüpft dabei an
die Land-Art der 60er Jahre an. Während Künstler wie Christo
dabei aufwendige Eingriffe an Gebäuden und Landschaften vornehmen,
kommt Seyl mit einigen Farb-Filter-Folien aus...
Roland
Happersberger, „Mit Farb-Filter-Folien das Antlitz der Burg verfremdet",
Aus: Unterhaardter Rundschau (Lokalausgabe
der Rheinpfalz, Grünstadt), 4. März 1997
... Ungewöhnliches geschieht
im Ludwigshafener Wilhelm-Hack-Museum. Besucher, die an der Koje der niederländischen
De-Stijl-Maler vorbeischlendern, erleben einen jungen Mann, der eines der
Bilder kopiert! Genau erkennt man, daß er eines der wichtigsten Werke
Piet Mondrians, die „Komposition mit Rot, Gelb und Blau", auf der vor ihm
liegenden Leinwand wiedergibt...
Ulrike
Soltendiek, „Nur keine Angst vor Rot, Gelb, Blau", Aus: Mannheimer
Morgen, 5. März 1996
... Die Aussagen Mondrians
befolgend, will Seyl reine Primärfarben verwenden. Er läßt
im Verlauf der Aktion in Konfrontation zu Mondrians „Komposition mit Rot,
Gelb und Blau" eine „Komposition mit Magentarot, Gelb und Cyanblau" entstehen...
Rainer
Dick, „Wer hat
Angst vor Rot, Gelb, Blau?", Aus: Westricher Rundschau (Lokalausgabe der Rheinpfalz,
Kusel), 1. März 1996
... Von Robert Schuhmann,
dem Musiker, stammt der Ausspruch, es sei „des Künstlers Beruf, Licht
zu senden in die Tiefe des Menschen". Ein Künstler, der Licht sendet,
ist auch Michael Seyl. Auf Burg Lichtenberg bei Kusel startete der 32jährige
angehende Kunsterzieher jetzt sein Projekt „Regenbogen bei Nacht"" - das
spektakulärste Happening, das der Westpfalz in den letzten Jahren
geboten wurde...
Rainer
Dick, „Himmelsschauspiel über Kusel", Aus: Die
Rheinpfalz, Feuilleton, 29. September 1995; siehe auch Rainer
Dick, „Regenbogen bei Nacht bleibt unsichtbar", In: Westricher
Rundschau, 29. September 1995
... Über Michael Seyls
Arbeiten könnte als Motto stehen: „Ich möchte Augen öffnen."
Ein Anliegen, für das es sich lohnt, neue Wege zu beschreiten...
Ingeborg
Nicklas, „Erschließung neuer Sicht- und Erlebnisweisen", Aus: Westricher
Rundschau (Lokalausgabe der Rheinpfalz, Kusel), 9. Mai 1995
... Bei allen Richtungen,
denen Seyl bisher folgte, arbeitete er in vielen Variationen mit sich wiederholendem
Grundthema. Stufe um Stufe ließ er ausgereizt hinter sich, von der
ersten Bleistiftzeichnung bis zum mit Licht und Farbfiltern veränderten
Raum oder der Leuchtstoffröhreninstallation, verfolgte er erste Ideen
mit Akribie und im positiven Sinne sturer Ausdauer...
Andreas
Fillibeck, „Das Spiel mit Farben und Licht", Aus: Pfälzische
Volkszeitung (Lokalausgabe der Rheinpfalz, Kaiserslautern), 6. Mai
1995
Kunst am Bau
"Dieser Westrichkalender
ist in seinem Leitthema der Kunst am Bau gewidmet. Jenen meist plastischen
Werken, die wir an oder in öffentlichen Gebäuden mehr oder weniger
als künstlerischen Beitrag zur Kenntnis nehmen. Vielleicht fällt
im Kalendarium oder auch im Text noch das eine oder andere Werk auf, das
bisher im öffentlichen Bewusstsein nicht hervorstach. Sicher ist,
dass wir die Kunst am Bau in ihren zeitlichen Zusammenhang setzen müssen,
auch dies wird anhand der Dokumentation deutlich. Man kann nicht selten
aus der Kunst problemlos auf das Baujahr des Gebäudes schließen.
Beim Gebäude der Kreisverwaltung wird die Kunst auf den Zeitpunkt
der Renovierung hinweisen, denn die Lichtinstallationen von Michael Seyl
sind eine künstlerische Ausdrucksform unserer Zeit. (...)"
Dr. Winfried Hirschberger,
Vorwort zum Westrichkalender 2004, S. 5
"(...) Für die künstlerische
Ausgestaltung im Rahmen dieser Baumaßnahme wurde in Abstimmung mit
dem Berufsverband Bildender Künstler Michael Seyl aus Altenglan beauftragt.
Der Künstler Michael Seyl ist mit seinen vielbeachteten Licht-Installationen
im öffentlichen Raum weit über die Kreisgrenzen hinaus bekannt.
Es entstand die Idee, seine Leuchtstoffröhrenbilder in dem Kreisgebäude
zu installieren. Sie sollen die Besucher von ihrer unbestreitbaren ästhetischen
Faszination her gefangen nehmen und zur Diskussion anregen. Es wird sich
die Frage stellen, ist das Exponat nur dann ein Kunstwerk wenn es "unter
Strom steht" oder kann es auch in ausgelöschtem Zustand so gesehen
werden. Mit ihrer bewusst gewählten Farbgebung am jeweiligen Standort
unterstützen die Bilder außerdem das vorhandene Besucherleitsystem.
So entsprechen die Leuchtstoffröhrenbilder in ihren Farben denjenigen
Farben, die den verschiedenen Gebäudeteilen durch das Besucherleitsystem
zugeordnet sind."
Gerd Mildau, Künstlerische
Ausgestaltung von Hochbauten in Rheinland-Pfalz, In: Westrichkalender 2004,
S. 21 - S. 23
Kunst in der Kirche
"[...] Der Besucher betritt
eine "Insel der Stille" - und der Kunst. Wie Hologramme schweben die Lichtprojektionen
von Michael Seyl im Altarraum. Christus-Darstellungen aus 2000 Jahren Kunstgeschichte
benutzt der Altenglaner Künstler für seine Installation.
Jeden Abend erscheint ein
anderes Bild. Höhepunkt am 6. Januar: Der Kirchenraum erstrahlt ganz
in Blau, der Farbe des Geistes."
Kai
Scharffenberger, "Farben des Geistes", Aus: Leo.
Das Freizeitmagazin für die Pfalz, 23. Dezember bis 29. Dezember
1999, S. 15
... Nun hat Seyl für
eine Woche lang die Johanneskirche in Speyer West zum Experimentier-Ausstellungsraum
umfunktioniert. Jeden Abend zwischen 19 und 20 Uhr wird die Kirche noch
bis zum Freitag ihre Pforten öffnen und eine mehrteilige Lichtinstallation
zeigen. Abend für Abend wird ein anderes Lichtkunstwerk an die Wand
des Kirchenraumes projiziert, von denen jedes Einzelbild dem vielfältigen
Kreuzsymbol gewidmet ist. Basis aller Projektionen ist das berühmte
Selbstbildnis von Albrecht Dürer, auf dem der einflußreiche
Renaissance-Künstler Christus mit seinen eigenen Gesichtszügen
versehen hat. (...)
Dann fiel plötzlich
strahlendes Blau und Rot auf die Backsteinwand über dem Altar. Das
Bildnis Dürers, nun überdimensional groß und transparent,
war in tiefes Blau getaucht und durchnetzt von der natürlichen Struktur
der einzelnen Mauersteine.
Darauf prangte, das Gesicht
Dürers geradzu bedrängend und teilweise verdeckend, in einem
kräftigen Rot die erste Kreuzvariante: Das Christusmonogramm aus den
Anfangsbuchstaben des Namens Jesus Christus, griechisch I und X...
Bettina
Belitz, „Albrecht Dürer in einem etwas anderen Licht. Lichtinstallation
von Michael Seyl in der Johanneskirche", Aus: Speyerer
Rundschau (Lokalausgabe der Rheinpfalz, Speyer), 29. März 1999
... Es werde Licht: Dieses
Motto gilt seit Freitag abend in der Johanneskirche Speyer auf ganz neue
Art: Die Lichtinstallation von Michael Seyl sorgt für eine ganz besonders
stimmungsvolle Illumination der Kirche...
"Wenn
sieben Kreuze den Kirchenraum künstlerisch beleuchten", Aus:
Speyerer Tagespost, 29. März 1999, Titelseite
und S. 14; siehe auch "Zur Passionszeit illuminierte
Kreuze", In: Speyerer Tagespost, 25.
März 1999; siehe auch "Sieben Kreuze in helles Licht getaucht", In:
Schwetzinger
Zeitung, 26. März 1999
... Über dem Altar im
ellipsenförmigen Kirchenschiff der Matthäuskirche in Zweibrücken-Rimschweiler
hängt ein karges Holzkreuz. Auf dem Altar steht eine brennende Kerze.
Daneben hat Michael Seyl eine Lilie gestellt. "In der Kunst wird dem Erzengel
Gabriel als Symbol eine Lilie beigegeben", begründet er den Altarschmuck.
Der Erzengel Gabriel steht im Mittelpunkt seiner Lichtinstallation, die
am Dienstagabend begann. Bis einschließlich nächsten Montag
wird jeden Tag ein verfremdetes Dia mit Bildern alter Meister an die Wand
hinter dem Altar geworfen...
Thomas
Büffel, „Bilder der Besinnung. Michael Seyls Lichtinstallation
in der Zweibrücker Matthäuskirche", Aus: Zweibrücker
Rundschau (Lokalausgabe der Rheinpfalz, Zweibrücken), 10. Dezember
1998; siehe auch "Nur wenige Stunden sichtbar", Interview mit Thomas Büffel,
Ebenda
... Das Projekt des Künstlers
heißt "Englische Grüße", Grüße des Erzengels
Gabriel, des Engelsfürsten als Gottesboten mit dem Lilienstab. Gabriel
ist der Engel des Anfangs, des Werdens - im Gegensatz zu Erzengel Michael,
dem Engel des Endes, des Todes ...
Fromann,
„Advent, die Kunst und Erzengel Gabriel", Aus: Pfälzischer
Merkur, Zweibrücker Zeitung, 10. Dezember 1998
... Die Lichtinstallationen
und Projektionen von Michael Seyl blenden die marktschreierische Vielfalt
der Effekte, die die Außenwelt bietet, im Kirchenraum zugunsten der
Konzentration auf wenige Farbklänge aus...
Horst
Schwab, „Michael Seyl in ecclesia", Aus: Michael
Seyl, in ecclesia, 7 Postkarten mit Texten von Horst Schwab und
Roland Wagner, Druckerei und Verlag Koch, Kusel 1998
... Das, was er tut, ist
nicht sofort eingängig. Es setzt die Bereitschaft voraus, sich einem
Werk hinzugeben, sich einzufühlen, nachzudenken, zur Ruhe zu kommen.
Seine Installationen zu goutieren, hat vielleicht etwas mit Kontemplation
zu tun, mit Besinnung und Einkehr. Die nächste Stufe seines künstlerischen
Wirkens hat daher eine spirituelle Qualität, die das meditative Moment
seiner Lichtspiele verdeutlicht. In der evangelischen Kirche zu Kusel finden
immer in den letzten Wochen vor dem Oster- und Weihnachtsfest sogenannte
„silentium"-Abende statt. Sie sollen, wie es der kunstinteressierte und
mit Seyl befreundete Pfarrer Roland Wagner einmal umschrieb, ein Gegengewicht
sein zur allgemeinen Hektik vor den Festtagen. (...)
Michael Seyl arbeitet an
der künstlerischen Gestaltung seit 1995 regelmäßig mit,
indem er auch die Kirche zum Schauplatz seiner ruhe- und stimmungsvollen
Installationen macht...
Rainer
Dick, „Versuch über einen Freund: Der Künstler Michael
Seyl", Aus: Michael Seyl, „Gelb, Rot, Blau",
Druckerei und Verlag Koch, Kusel 1997, S. 15 - 26
Förderpreis
... Dorle Schimmer, Rahman
Al Jabiri, Dietmar Brixi und Michael Seyl nahmen aus der Hand von Altoberbürgermeister
Werner Ludwig den bedeutungsvollen Umschlag entgegen: Sie erhielten je
3000 Mark aus dem „Heny Roos - Dr. Werner Ludwig - Fonds". (...)
Michael Seyl, Jahrgang 1963,
der bei Horst Schwab, Karl Otto Jung, Sigurd Rompza und Timm Ulrichs studierte,
arbeitet viel mit Licht, also im konzeptuellen Bereich. (...) Bei seinem
letzten Projekt „Burgenröte" strahlte er zwölf Pfälzer Burgen
an. In einer Kunstaktion zu Mondrian im Hack-Museum bewies er, daß
dessen Primärfarben nicht die reinen Primärfarben sind...
Heike
Marx, „Hilfe für die Kunst. Fördergelder aus Roos-Ludwig-Fonds
vergeben", Aus:Ludwigshafener Rundschau (Lokalausgabe
der Rheinpfalz), 17. September 1998
Lehrjahre: Auf der Suche nach der Wirklichkeit der Farbe
CB:
Sie haben in Saarbrücken bei Sigurd Rompza und Karl Otto Jung studiert
und kamen in Münster in die Klasse von Timm Ulrichs. Welchen Einfluß
nahm das Studium bei diesen Künstlern, die unterschiedlicher kaum
sein könnten, auf Ihren eigenen künstlerischen Werdegang?
MS:
Während meiner Studienzeit standen für mich das Kennenlernen
und die Auseinandersetzung von verschiedenen künstlerischen Positionen
im Vordergrund. In Saarbrücken bewegte ich mich im Spannungsfeld zwischen
dem figurativen Maler Karl Otto Jung und dem konkreten Künstler Sigurd
Rompza. Jung hat mir die Augen für alte Meister wie Dürer oder
Menzel geöffnet, während Rompza Prinzipien des Bauhauses wie
die Beschränkung auf wenige Mittel lehrte. An der Kunstakademie Münster
lernte ich bei dem "Totalkünstler" Timm Ulrichs einerseits eine konzeptionelle
Arbeit und zudem einen erweiterten Kunstbegriff kennen, der Kunst und Leben
zu verbinden sucht. In keinem Fall ging es mir darum, ein Vorbild nachzuahmen.
Vielmehr habe ich bei jedem meiner Lehrer die Bausteine herausgenommen,
die mir für mein eigenes künstlerisches Fundament geeignet schienen
...
Michael
Seyl im Dialog - Interview mit Cathérine Biasini, Aus: Michael
Seyl, Rot Blau, Werkeheft, herausgegeben von Meinrad Maria Grewenig,
Historisches Museum der Pfalz, Speyer 1998
... Es gibt wohl kaum jemanden,
der sich noch niemals bei Anblick eines Sonnenunterganges oder eines Regenbogens
der vielfältigen Farb- und Lichterscheinungen erfreut hätte.
Wenn sich nun ein Künstler die gleichen Erscheinungen „in sein Studio"
holt, untersucht und zum Gegenstand seiner Arbeit macht, so stößt
er bei manchen Mitmenschen auf Unverständnis, das zum Teil auf dem
Vorurteil beruht, man müsse Kunst mit Stift, Pinsel, Hammer oder Meißel
schaffen und das Kunstwerk müsse etwas materiell Greifbares sein.
Dabei ist es gerade ein Merkmal der Kunst, daß sie sich kaum abgrenzen
und schon gar nicht eingrenzen lassen will.
In der Tat sind die Werkzeuge
des aus Rutsweiler am Glan stammenden, 1963 geborenen Michael Seyl zur
Zeit Projektoren, Leuchtstoffröhren, Farbfolien und monochrome Bildträger,
und das eigentliche Kunstwerk existiert so lange als Wahrnehmungserlebnis
des Betrachters wie seine Existenzbedingungen erhalten bleiben...
Horst
Schwab, „Farb- und Lichtkontrapunkte zur medialen Bilderflut", Aus:
Westricher
Rundschau (Lokalausgabe der Rheinpfalz, Kusel), 11. Februar 1993
und Michael Seyl, „Bildende Kunst im Raum Kusel",
Druckerei und Verlag Koch, Kusel 1994, S. 84f
... Jetzt meldet sich Michael
Seyl, der gerade im Fach Kunsterziehung sein Examen abgelegt hat, in der
Pfalz zurück. Ab 15. April ist in den Kuseler Buchhandlungen ein selbstproduzierter
Katalog mit den reizvollen Farb-Interpretationen des Künstlers erhältlich.
(...)
Unter dem Titel „Noch mehr
Licht!" - eine Anspielung auf die angeblich letzten Worte Goethes - setzt
sich der 28jährige mit der „Immaterialität von Farbe in grenzüberschreitender
Malerei" auseinander. (...)
Er denkt in seinen Installationen
gleichsam nach über Licht und Farbe, liefert Reflexionen zu Goethes
umfangreicher Farbenlehre...
Rainer
Dick, „Nicht alles muß materiell greifbar sein", Aus:
Westricher Rundschau (Lokalausgabe der Rheinpfalz, Kusel), 14. April
1992
... Bei der Ulrichs-Crew
darf ein Schuß Ironie nicht fehlen. Alain Brousse verstellt fünf
Kerzen mit den Buchstaben L-I-C-H-T, wobei die mittleren drei erhöht
sind. Dazu paßt Michael Seyls Kerzenaltar vor der „Propyläen-Kunstgeschichte".
Auch seine nationalfarbigen Neonröhren entlockten uns ein Schmunzeln...
Sebastian
Loskant, „Riesenrundgang zu kolossaler Kunst. Jahresausstellung
der Kunstakademie", Aus: Münstersche Zeitung,
7. Februar 1992
... Wer unvorbereitet vor
den Bildern und Installationen Michael Seyls in der „Kunst am Taubengarten"
steht, dem bleiben wahrscheinlich zwei Möglichkeiten: Entweder er
sieht fast nichts und wendet sich ablehnend ab. Oder er sieht ebenfalls
fast nichts und läßt sich dann verführen, sich angesichts
dessen auf eine zweifelnde Entdeckungsreise zu den eigenen Wahrnehmungsweisen
zu machen...
Roland
Happersberger, „Auf der Suche nach der Wirklichkeit
der Farbe", Aus: Unterhaardter Rundschau
(Lokalausgabe der Rheinpfalz, Grünstadt), 11. April 1989
Weltoffen und heimatverbunden
... Die Kunstszene im Kreis
Kusel hat lange Zeit ein mehr oder weniger unbeachtetes Schattendasein
geführt. Erst in den letzten Jahren haben die Kunstschaffenden hier
eine eigene Identität entwickelt. Mit Selbstbewußtsein und Ideenreichtum
trat eine Riege interessanter Künstlerinnen und Künstler - heimatverbunden
und weltoffen zugleich - an die Öffentlichkeit. Der aus dem Kreisgebiet
stammende Künstler Michael Seyl legt jetzt einen ersten Überblick
über die derzeitige Kunstszene im Kuseler Raum in Buchform vor. (...)
Seyl stellt prominente Künstler
wie den in Kusel lebenden Pfalzpreisträger Horst Schwab neben noch
relativ unbekannte Kollegen...
Rainer
Dick, „Weltoffen und heimatverbunden",
Aus: Die Rheinpfalz, Palatina-Buch, 31. Januar
1995
... Das große Interesse
an den Ausstellungen veranlaßte die Künstler, über eine
Verbesserung der Organisation nachzudenken und somit wurde eine Vereinsgründung
ins Auge gefaßt. (...)
Bei der Gründungsversammlung
wurde der aus Rutsweiler am Glan stammende Michael Seyl zum Vorsitzenden
gewählt...
„Kunstkreis Kusel gegründet",
Aus: Westricher Rundschau (Lokalausgabe der
Rheinpfalz, Kusel), 15. Dezember 1994
... Das Ergebnis Seylscher
Mühen, künstlerisches Schaffen im Kreis Kusel aus seinem Schattendasein
heraus ins Licht breiten Interesses zu rücken, präsentiert sich
nun auf gleich zweierlei Art.
Zum einen in einem Buch,
zum anderen mit einer Ausstellung beträchtlichen Ausmaßes, die
in der Tuchfabrik einen großen Raum einnimmt...
Christian
Hamm, „Zugang zum Schaffen Kuseler Künstler", Aus: Westricher
Rundschau (Lokalausgabe der Rheinpfalz, Kusel), 6. Juni 1994; siehe
auch Christian Hamm, „Kunst aus Kusel", Aus:
Die
Rheinpfalz, Feuilleton, 6. Juni 1994
... Eine Ausstellung besonderer
Art wird am Wochenende in Kusel eröffnet: Rund 25 Einzelhändler
haben ihre Geschäftsräume für eine umfangreiche Werkschau
einheimischer Künstler zur Verfügung gestellt. Unter dem Motto
„Kusel, Stil- und LebensArt" stellen dabei renommierte und weniger bekannte
Kunstschaffende ihre Werke der Öffentlichkeit vor.
„Wir wollen zeigen, was
hier im Raum Kusel an Bildender Kunst entsteht", erklärt Michael Seyl.
Der Kunststudent gehört selbst zu den Ausstellern und hatte zusammen
mit dem Lehrer Wilfried Dahl die Idee zu diesem Projekt...
Rainer
Dick, „Kunst zu Menschen bringen", Aus: Westricher
Rundschau (Lokalausgabe der Rheinpfalz, Kusel), 14. September 1988.
- Die Ausstellungsreihe „Kusel - Stil- und LebensArt" hat in den Jahren
1989 und 1991 zwei Fortsetzungen erfahren.
... Im Kuseler Jugendhaus
sind in der Ausstellung „Einblicke" (...) rund 140 Exponate von 24 jungen
Kunstschaffenden zu sehen. (...)
Die Idee zu einem Forum
junger Künstler stammt von Michael Seyl, der im Kuseler Jugendhaus
seinen Zivildienst ableistete. Bei der Ausstellungseröffnung erklärte
Seyl, man müsse nicht in die großen Zentren gehen, um Kunst
zu entdecken...
Rainer
Dick, „Treppe symbolisiert Aufbruch", Aus: Westricher
Rundschau (Lokalausgabe der Rheinpfalz, Kusel), 11. November 1986.
- Die Ausstellungsreihe „Einblicke", die von der evangelischen Kirchengemeinde
Kusel veranstaltet wird, ist mittlerweile zum festen Bestandteil des kulturellen
Lebens der Kreisstadt geworden. „Einblicke 8" wurde im Jahre 1998 gezeigt.
Seit 1995 werden vom mitveranstaltenden Kunstkreis Kusel Förderpreise
an junge Kunstschaffende vergeben.
Suche nach dem Fundament
... Im Herbst letzten Jahres
konnte er in den Räumen des Friseursalons Venzke eine Reihe seiner
Arbeiten vorstellen. Die Inhaberin Ursula Venzke fand sich nun ein
zweites Mal bereit, Seyl die Präsentation seiner Werke zu ermöglichen.
Gleichzeitig sind im Kuseler
Cafe am Markt Arbeiten von Michael Seyl zu sehen. Er will „die Kunst zu
den Menschen bringen", weil gerade im Kuseler Raum die Menschen selbst
nicht auf die Kunst zugehen. „Die Leute", so meint er, „sollen auf Kunst
treffen, wo sie es nicht unbedingt erwarten". So will er, wie schon mit
der Ausstellung „Junge Kunst", die Menschen zur Auseinandersetzung mit
Kunst anregen.
Im Mittelpunkt der Ausstellung
stehen großformatige Gemälde...
Rainer
Dick, „Bilder treten in Dialog mit dem Umraum", Aus: Westricher
Rundschau (Lokalausgabe der Rheinpfalz, Kusel) 16. März 1988
... Seine Wünsche und
Hoffnungen hat Michael Seyl am klarsten in dem Aquarell „Kunst = Licht
= Leben" verdeutlicht, das bereits im vergangenen Jahr der Ausstellung
„Junge Kunst" im Kuseler Jugendhaus als Leitmotiv diente: eine Treppe,
die ins Licht führt, zur Kunst, zum Geistigen und damit zum Glücklichsein...
Ingeborg
Nicklas, „Ruhe und Lebendigkeit", Aus: Westricher
Rundschau (Lokalausgabe der Rheinpfalz, Kusel), 18. September 1987
... Anke Schaupeter (1964),
Michael Seyl (1963) und Peter Biskup (1962) fallen etwas ab. Ihnen fehlt
noch die Ausgereiftheit, das sichere Umgehen mit Thema und Technik. Ob
man ihnen einen Gefallen getan hat, indem man sie in das Kandidatenkarusell
gesetzt hat, sei dahingestellt...
Andreas
Schön, „Suche nach dem Fundament.
Ausstellung bei Kunst am Taubengarten in Grünstadt", Aus: Unterhaardter
Rundschau (Lokalausgabe der Rheinpfalz, Grünstadt), 28. Januar
1987
... Michael Seyl erinnert
mit seinem Aquarell-Stilleben an die Vergänglichkeit, indem er den
Früchten als Symbol der Lebensfreude einen Totenschädel gegenüberstellt...
Horst
Schwab, „Junge Kunst im Kuseler Raum", Aus: Die
Pfalz am Rhein, 1987, Heft 1, S. 30f; siehe auch Nachdruck : Pfälzer
Bergland - Kuseler Musikantenland. Der schöne Landkreis Kusel.
Sonderdruck aus >Die Pfalz am Rhein<, zusammengstellt von Karl Heinz,
herausgegeben vom Landkreis Kusel, 1989, S. 63f
... Studenten der Kunsterziehung
an der Universität Saarbrücken stellten in der Halle der Kreissparkasse
Kusel eine Auswahl ihrer Werke vor. (...)
Die Zeichnungen, die Michael
Seyl aus Rutsweiler vorstellte, sind bewußt einfach gehalten. Sie
sollen dem Betrachter zeigen, daß eigentlich jedermann Zeichnen lernen
kann. Auf seinen Bildern modelliert sich der Körper durch Licht und
Schatten heraus. Seine Zeichentechniken sind die Parallel- und Kreuzschraffur.
Bei einigen Zeichnungen ist besonders die Perspektive interessant...
„Saarbrücker Studenten
präsentieren sich", Aus: Westricher Rundschau
(Lokalausgabe der Rheinpfalz, Kusel), 1984
... Michael Seyl (Rutsweiler/Glan)
und Werner Wenzel (Körborn), in Wort und Bild künstlerisch tätig,
sind erstmals mit eigenen
Werken vor ein größeres
Publikum getreten. Im Rahmen einer Aktionswoche in Herrstein (Kreis Birkenfeld)
unter dem Motto „Frieden ist mehr als eine Masche" zeigte Michael Seyl
vier gesellschaftskritische Bilder, Werner Wenzel nahm mit eigenen Gedichten
teil...
Klaus
Stemler, Aus: Westricher Rundschau
(Lokalausgabe der Rheinpfalz, Kusel), im Herbst 1983