FEUILLETON
   

Blau

Mit Einbruch der Dunkelheit, der „blauen Stunde“, erlebt der Wasserturm auf dem Gelände des Weltkulturerbes Völklinger Hütte eine Verwandlung. Während die markante Silhouette sich immer weiter auf sich selbst reduziert und sich gänzlich aufzulösen
scheint, leuchtet die Krone des Wasserturms blau.  Die obere, sich umschließende Fensterreihe und der dahinter im Raum  verborgene gigantische Wassertank wird von Blaulicht erhellt. Ebenso korrespondiert das Blau des Wasserturms mit den Fenstern der Pumpenstation. Ein starker minimalistischer Akzent.
Der Einsatz von Licht führt zur Sichtbarmachung, der Erklärung und Bestimmung der Koordinaten im Raum. Dieser Spur folgt Michael Seyl bisher auf konsequente Weise. 1998 waren es in der  Lichtinstallation „Burgenröte“ zwölf Pfälzer Burgen und  die Aktion „RotBlau“ am Historischen Museum der Pfalz in Speyer, in denen der Künstler dem jeweiligen Objekt ein neues eindringliches Gepräge bei Nacht gegeben hat.
Seit jeher wird die Farbe Blau dem Element Wasser zugeordnet und umgekehrt. Doch erscheint es  in diesem Falle recht mühsam, das von Seyl gewählte Blau als logische farbliche Ergänzung zum Ort zu sehen.
Das Blau ist Licht. Michael Seyl bedient sich dem  diskreten Medium  des Lichtes, um auf  die Körperhaftigkeit im übertragenen Sinne hinzuweisen.
Hier ist es zum einen das Gebäude, in den Jahren 1917 bis 1918 als Eisenbetonskelettbau errichtet, um die bestehenden Hochöfen der Völklinger Hütte mit Kühlwasser zu versorgen.
Das Objekt. Doch viel prägender setzt sich das Medium „Licht“ in konträrer Souveränität mit dem Material „Wasser“ auseinander. Das Blaue Licht nimmt die Spur  auf und verweist auf den  komplexen  Rohstoffzyklus der ehemals unter Volllast agierenden Hütte. Bis zu 40.000 Kubikmeter Wasser pro Tag und Nacht  waren notwendig, um den aufgeheizten Stahlmäntel der sechs Hochöfen herabzukühlen. Ein weit verzweigtes Rohrleitungssystem schuf die Voraussetzungen, um diesen Kraftakt zu meistern.
Dieser im Produktionsprozess der Völklinger Hütte  implizierte Wasserhaushalt ist es, der gerade in der, zumindest heute, für den Besucher erscheinenden Immaterialität, in dem Medium des Lichtes - hier Blau - einen passenden Projektionsträger gefunden hat.
Der an exponierter Stelle stehende Wasserturm  ist durch diese „Aureolen-Erscheinung“ wieder zurückgekehrt in den , heute musealen, Betrieb der Völklinger Hütte.
Frank Krämer, "Der blaue Wasserturm", Aus: "Feuer Wasser Luft. Ingrid Mwangi, Robert Hutter, Michael Seyl, Stephan Mathieu", herausgegeben von Meinrad Maria Grewenig, mit Texten von Meinrad Maria Grewenig, Horst Gerhard Haberl, Felix Klopotek und Frank Krämer, Redaktion: Frank Krämer, 19 Seiten, 9 Farbabbildungen, Weltkulturerbe Völklinger Hütte, Quantum Books Verlag, Ostfildern-Ruit. 2001, S. 10 ff.
 

Rot Blau

Licht ist nicht sichtbar. Es tritt nur dann in Erscheinung, wenn es auf einen Widerstand, einen Körper, ein Ding stößt. Ströme von Licht fluten unbemerkt durchs All, weil niemand und nichts sie aufhält. Auch farbiges Licht ist ein Phänomen, das im Dunkel bleibt, bis es von Materie reflektiert wird. Mit diesem mystisch-kreativen Stoff zu arbeiten ist der Ehrgeiz des 35jährigen Lichtkünstlers Michael Seyl, einst Schüler von Sigurd Rompza und Karl Otto Jung in Saarbrücken, Timm Ulrichs in Münster. Burgen, Schlösser und Kirchen sind die Orte, an denen er dem Licht zu dramatischen, zarten oder gleichmütigen Auftritten verhilft. Sein Licht ist ohne Geheimnis, es kommt aus der Steckdose, aktiviert Leuchtröhren, Strahler, Farbfilter.
Davon braucht der Passant, der in diesen Tagen bei Einbruch der Dämmerung den Speyrer Domplatz quert, nichts zu wissen. Ihm bietet sich ein seltsames Schauspiel: die Verwandlung des Historischen Museums der Pfalz in ein Kunst-Stück. Zuerst strahlt eisig blaues Licht aus den Fenstern, die zu blinden Höhlen werden. Auf einmal erglüht der Eingangsbereich in vollem, samtenem Rot. Und das Rot wächst und überzieht die ganze Fassade mit bengalisch leuchtender Pracht.
Rot ist das Leben, das Irdische und Materielle, weiß der Künstler, und Blau der Geist, der hinter den feurigen Mauern wohnt und wieder ausstrahlt ins Leben. Das Museum begreift er als Schatzhaus, öffentliches Gedächtnis, Ort des Lernens und des Staunens. Doch die Lichtspiele leuchten nicht in guter, pädagogischer Absicht. Sie brauchen die Dunkelheit, um das Haus zur schimmernden Skulptur zu machen, und sie sind Malerei mit Licht. Als Maler interessieren Seyl neue, noch nie gesehene Bilder. Auch drinnen, an vier Stellen der Schausammlung, bedient er sich der uneigennützigen Eigenschaften des Lichtes. Blaues Licht umhüllt die zarte Gestalt einer "Schönen Madonna" vom Oberrhein und läßt den Faltenwurf ihres blauen Mantels noch tiefer erscheinen. In der Domschatzkammer ruht es interessiert auf einem reichverzierten Reliquienkästchen aus Limoges, entrückt den hageren Christus des "Eisenberger Kruzifixes" ins Immaterielle und weist auf einer 1683 von Johannes Heinrich Roos gemalten "Geburt Christi" auf den lichtspendenden Jesusknaben hin.
"Ich liefere keine feststehenden Bilder", sagt Seyl. Seine Lichtinstallationen, die drinnen und die draußen, sind flüchtige Gäste, gerade darum Objekte eines erkennenden Staunens. Ein Griff zum Schalter kann sie löschen. Ihre Flüchtigkeit ist aber auch ihre Stärke, ihr Erscheinen ein Festtag im Leben der Dinge, die schöne Ausnahme. Und es stimmt schon: Nur leuchtend sind Michael Seyls Arbeiten einleuchtend.
Sigrid Feeser, "Flüchtige Gäste aus Licht, drinnen und draußen. "Rot Blau" - Michael Seyl erleuchtet das Historische Museum der Pfalz in Speyer", Aus: Saarbrücker Zeitung, Feuilleton, 25. Februar 1999

... Wer bei einbrechender Dunkelheit von der Maximilianstraße kommend um die Ecke biegt, (...) dem wird die Lichtinstallation am Museum wie ein Ruhepol und Meditationsobjekt vorkommen, ein Kunstleuchtturm im Pflastermeer, Fassade und Mauern sind in ein glühendes Rot gehüllt, aus den Fenstern am Haupteingang und aus dem Fensterkreuz an der Spitze des Museumsturmes strahlt ein kühles Blau, Seyl will irritieren.
In einer nicht gerade reizarmen Welt setzt er wenige, aber reizintensive Mittel ein, um die Erscheinungsweise der ausgewählten Objekte zeitlich begrenzt zu verfremden. Er verändert nicht, er schafft neue Bilder...
Bernhard Kukatzki, „Der Kunstleuchtturm", Aus: Speyerer Rundschau (Lokalausgabe der Rheinpfalz), 21. Dezember 1998; siehe auch "Das Historische Museum in neuem Licht", In: Die Rheinpfalz, Feuilleton, 11. Januar 1999

... Das Projekt Rot Blau ist nicht ein Objekt oder nur eine Ansicht. Die Dimension der Installation in ihrer physischen Größe und in ihren Innen- und Außenbezügen sprengt die Möglichkeiten menschlichen Erkennens. Nur dank der Erinnerungsbilder, die die Betrachter in sich tragen, wird das Gesamtbild von Rot Blau erfahrbar, auch dies eine intensive Parallele zur Museumsarbreit...
Meinrad Maria Grewenig, „Das Historische Museum der Pfalz Speyer im Dialog mit Michael Seyl", Aus: Michael Seyl, Rot Blau, Werkeheft, herausgegeben von Meinrad Maria Grewenig, Historisches Museum der Pfalz, Speyer 1998
 

Rot 

 

Der Altenglaner Künstler Michael Seyl studierte Kunst bei Horst Schwab, Karl Otto Jung, Sigurd Rompza und Timm Ulrichs. Der Absolvent der Kunstakademie Münster ist in den vergangenen Jahren durch “Lichtinstallationen” weit über die Grenzen der Pfalz bekannt geworden: 1998 war seine “Burgenröte” auf zwölf Pfälzer Burgen zu sehen. Das Historische Museum der Pfalz in Speyer war 1998 Schauplatz seiner vielbeachteten Lichtinstallation “Rot Blau”. 1999 zeigte Michael Seyl “Gelb Rot Blau” im Rathaus Bielefeld. In Kaiserslautern ist seit dem Jahr 2000 sein “Rotwerk mit Blau” im Kulturzentrum Kammgarn zu sehen. Ebenfalls 2000 präsentierte er “Rot für Gutenberg” im Landesmuseum Mainz. Seit dem Jahr 2001 sind seine Werke “Rotraum” und “Blau” im Weltkulturerbe Völklinger Hütte auf Dauer eingerichtet. Im Jahr 2002 wurde Michael Seyl für das Rahmenprogramm der Stadt Kassel zur Weltkunstausstellung “Documenta XI” für die international besetzte Ausstellung “Licht(e)wege” im Bergpark des Schlosses Wilhelmshöhe eingeladen. “Lichtinstallationen im Kirchenraum” hat Michael Seyl seit 1995 in Kusel, Speyer, Pirmasens, Zweibrücken und zuletzt im Jahr 2003 für das Zisterzienserkloster Himmerod geschaffen. Seit 1991 arbeitet der Künstler an seiner Werkgruppe der “Leuchtstoffröhrenbilder”, die er als originäre Erfindung bezeichnen kann. Zwölf dieser Bilder sind seit Beginn dieses Jahres in der Kreisverwaltung Kusel installiert. Neben den erwähnten drei Werkgruppen entstehen begleitend Aquarellstudien, in denen Michael Seyl seine meist temporär begrenzten Lichtinstallationen “festhält”. Eine Auswahl dieser Bilder ist in der Ausstellung “Michael Seyl sieht Rot” zu sehen.

Klaus Dieter Schummel, "Michael Seyl sieht Rot", Aus: Einladungskarte zur Eröffnung der Ausstellung im Stadt- und Heimatmuseum Kusel; siehe auch "Wochenblatt. Amtliches Bekanntmachungsorgan der Verbandsgemeinden Kusel, Altenglan, Glan-Münchweiler", 4. März 2004, S. 16

 

Am Anfang steht das Licht, das der Dunkelheit ihren Schauer nimmt und die in der Nacht verborgene Welt zum Vorschein bringt. Vor den Farben, vor den Formen und vor allem vor der Kunst steht zunächst einmal das Licht. Die fundamentale Bedeutung des Lichts sowie die Wirkung von farbigen Lichtspielen dominieren schon seit langen Jahren die Arbeit des Kuseler Kunstrkreis-Vorsitzenden Michael Seyl. Nach einiger Zeit des Rückzugs trat er am vergangenen Samstag mit einer Ausstellung im Stadt- und Heimatmuseum wieder zurück ins Licht.

„Michael Seyl sieht Rot“ lautet der Titel seiner neuen Ausstellung. Zur Freude der Besucher meldete sich zur Vernissage auch ein Künstlerkollege zu Wort. Mit einem sehr kurzweiligen, informativen wie amüsanten Vortrag brachte Horst Schwab den zahlreichen Gästen die Fragestellungen, das Kunstverständnis und die Ziele Seyls näher. Dabei kam Schwab auf die fundamentale Bedeutung des Lichts zu sprechen, die in der Entwicklung Seyls die Rolle des viel zitierten roten Fadens übernommen habe. Dass Seyl das Licht als Quelle jedes Schaffens überhaupt erkannt habe, fand die Anerkennung Schwabs. „Über das Licht machen wir uns kaum Gedanken, da es zu den wunderbaren Dingen gehört, die uns täglich umgeben,“ lautete sein treffendes Urteil.

Ausgestellt sind im Museum vorwiegend Aquarellstudien sowie eine kleine Anzahl von Zeichnungen, die im Zuge der Planungen zu den Installationen entstanden. Fixpunkte sind die in reine Farben getauchten Flächen, die erst durch die Einbettung in getrübte Farben herausstechen. Dass Rot, Blau und Gelb, die die Basis für alle anderen Farbmischungen liefern, selbst den Dichterfürsten Johann Wolfgang von Goethe fasziniert und zu einer eigenen Farbenlehre inspiriert haben, daran erinnerte Horst Schwab.

Vom Gelb hat Seyl sich mittlerweile weitestgehend distanziert und beschäftigt sich nunmehr mit der energetischsten aller Farben. Die Ausstellung offenbart neben Lichtinstallationen jedoch noch eine ganz andere Seite: „Kunst = Licht = Leben“. So lauter der Titel eines der frühen Werke. Aus dem Dunkel steigt der Blick des Betrachters die Treppe herauf – Stufe für Stufe mehr ins Licht. Am letzten Treppenabsatz ist der Betrachter der Verheißung nahe. Durch ein kleines Fenster strahlt das Licht, das den Gang stufenweise erhellt. Ungewöhnlich dabei: Hier beschränkt sich der Künstler auf den Schwarz-Weiß-Kontrast.

Den ganzen Umfang der Arbeiten wird der Besucher jedoch erst am Abend gewahr. Wer dann nämlich von der Fußgängerzone die Marktstraße hoch schlendert, wird sich verwundert die Augen reiben. Die Straßenlampen strahlen rot. Die verschieden nuancierten Rottöne weisen den Weg zum Museum. Unkenrufen zum Trotz, die im sauberen Städtchen ein Rotlichtviertel eingerichtet sehen wollen. Jetzt wird auch klar, warum dieses Projekt den englischen Titel „Redlights“ trägt. Denn das deutsche Pendant „Rotlichter“ würde garantiert für jene Begriffsverwirrung sorgen. Wetten dass?

Rebecca Botsch, "Am Anfang steht das Licht. Werke zur Farbe Rot im Heimatmuseum", Aus: Westricher Rundschau (Lokalausgabe der Rheinpfalz, Kusel), 8. März 2004, S. 3 (mit einem Foto von Werner Schmitt)

Die Installation „Rotraum" lässt die gigantischen Maschinen zwischen den Zeichnungen Leonardos und den Holzmodellen in unregelmäßigen Abständen in tiefrotem Licht erstrahlen. In seiner im Licht angewandte Farbenlehre beruft sich Michael Seyl (Altenglan) auf Goethe, den Bauhaus-Künstler Itten, Kandinsky und Albers.
Licht-Installationen auf Burgen, in Kirchen, im Historischen Museum der Pfalz in Speyer und im Weltkulturerbe Völklinger Hütte haben den Pfälzer Künstler Michael Seyl bekannt gemacht. Die Farbe Rot soll die Wahrnehmung lenken. Die warmen Akzente ruhen gleichförmig auf den großen Rädern, umhüllen und betonen sie. Rot symbolisiert Energie, Leben, Bewegung. Der rote Lichtschein – die Farbe der Aktion – erweckt die ruhenden Maschinen für kurze Zeit zu neuem Leben.
Wiebke Trapp, "Rotraum für Visionäre. Eine Licht-Installation des Pfälzers Michael Seyl", Aus: Die Rheinpfalz, Sonderseite "Mensch - Maschine: Multimedia-Schau Leonardo da Vinci in Völklinger Hütte", Dienstag, 31. Dezember 2002

... Man könnte ihn guten Gewissens als „Lichtgestalt" der pfälzischen Kunstszene bezeichnen: Spätestens seit die „Burgenröte" über die Pfalz hereingebrochen ist, erstrahlen Michael Seyls Farben-Phantasien weit über seine Heimatregion hinaus...
Christian Hamm, „Kunstvolles Spiel mit Licht und Farbe", Aus: Evangelischer Kirchenbote, Nr. 36, 6. September 1998, S. 21; siehe auch Christian Hamm, "Lichtgestalt auf Pfälzer Burgen. Mann des Jahres Michael Seyl", Aus: Westricher Rundschau (Lokalausgabe der Rheinpfalz, Kusel), 31. Dezember 1998

... Es war schon ein besonderer Moment, als am Samstagabend pünktlich um 22 Uhr nach einigen Böllerschüssen das Hambacher Schloß in rotem Licht erstrahlte. Die gelblichen Sandsteinquader wandelten sich in Purpur und wirkten, als ob die Abendsonne ihre letzten Strahlen zum Schloß hinauf schickte. Gleichzeitig mit dem Hambacher Schloß „erröteten" weitere elf Burgen in der Pfalz. (...)
Der Effekt ist überraschend und läßt ein wenig an den Verpackungskünstler Christo denken, wobei die „Kunst" in der Idee liegt und nicht in der Technik. Dies unterstrich auch der Speyerer Museumsdirektor Meinrad M. Grewenig bei der Eröffnungsfeier im Festsaal des Hambacher Schlosses...
Gisela Folz, „’Burgenröte’ in der Pfalz", Aus: Mittelhaardter Rundschau (Lokalausgabe der Rheinpfalz, Neustadt an der Weinstraße), 8. Juni 1998

... Um das ganze Projekt zu erfahren, ist der aktive Betrachter gefordert, der immer nur einen Bruchteil des Projekts wahrnimmt und die Gesamtheit allein in seinem Kopf bilden kann. Mit dieser interaktiven Mobilität erweitert Seyl die Dreidimensionalität der einzelnen Objekte um die räumliche und zeitliche Dimension, fordert die „kinetische Energie" nicht vom verschlüsselten historischen Objekt, sondern vom Zeitzeugen...
Beate Vogt-Gladigau, „Purpurrot hüllt die Burgen ein", Aus: Allgemeine Zeitung Bad Kreuznach, 5. Juni 1998

... Manche Betrachter werden beim Anblick der beleuchteten Burgen vielleicht denken: „Was ist daran Kunst?"
Die Kunst liegt wohl in der Idee. Darauf zu kommen und es dann auch umzusetzen. Es ist ja wirklich naheliegend, aber es hat vor mir noch keiner gemacht. Ich arbeite dabei mit wenigen Mitteln, die aber sehr reizintensiv sind. Es entstehen so noch nicht gesehene Bilder...
Martina Sema-Weiß im Gespräch mit Michael Seyl, Aus: Leo. Das Freizeitmagazin für die Pfalz, Wochenmagazin der Tageszeitung Die Rheinpfalz, 2. Jahrgang, Ausgabe 23, 4.6.1998 - 9.6.1998, S.12f (Titelbild und Titelgeschichte)

... „An seinen Namen erinnerte ich mich nicht, doch seine Leuchtstoffröhrenbilder hatten einen bleibenden Eindruck hinterlassen." Dies sagte Gisela Fiedler-Bender in ihrer Laudatio auf Burg Lichtenberg zur Eröffnung des Burgenprojekts von Michael Seyl. Es läßt erkennen, wie sehr Seyls Kunst ihre eigene Werbewirksamkeit in sich trägt. Das ist um so wichtiger, als die Inszenierung mit farbigem Licht nur über einen bestimmten Zeitraum existent und somit als flüchtiges Objekt darauf angewiesen ist, im Betrachter „weiterzuleben"...
Ingeborg Nicklas, „Ein Mann sieht Rot", In: Westricher Rundschau (Lokalausgabe der Rheinpfalz, Kusel), 12. September 1997
 

Wer hat Angst vor Gelb, RotBlau?

... „Mich hat es besonders gefreut, daß jemand gesagt hat, ihn würde die Burg in blauem Licht an ein Raumschiff erinnern", so der Künstler...
Melanie Hinze, „Wenn Historisches und Neues aufeinandertreffen", Aus: Nahe-Zeitung (Heimatblatt der Rhein-Zeitung, Kreis Birkenfeld), 29. August 1997

... Die leuchtende Burg Lichtenberg war Teil einer großen Lichtinstallation mit dem Titel „Gelb, Rot, Blau" des Kuseler Künstlers Michael Seyl. Zeitgleich wurden zwei andere pfälzische Burgen durch besonderes Licht in „Szene gesetzt": die Ebernburg in Bad Münster und die Burg Neuleiningen bei Grünstadt, wobei der Künstler Neuleiningen zunächst mit der Farbe Gelb bedacht hatte, das Gemäuer der Ebernburg jedoch blau schimmern ließ. Jeden Monat wechselten die Burgen die Farben, so daß bis Ende August jede in Rot, Gelb oder Blau zu sehen war. (...)
Mit seinem Land-Art-Projekt wollte Michael Seyl einen imaginären Farbkreis über einen großen Teil der Pfalz schlagen. (...)
Die Kombination von Farbe und Licht spielt im Werk Michael Seyls eine bedeutende Rolle. Er bezieht sich dabei auf den prismatischen Farbkreis Johann Wolfgang von Goethes...
Marie-Christine Werner, „Die ganze Pfalz ist eine Leinwand. Bemerkungen zu Michael Seyls Burgenprojekt ‘Gelb, Rot, Blau’", Aus: Westrichkalender Kusel 1998, herausgegeben vom Landkreis Kusel (Pfalz), Görres Verlag, Koblenz 1998, S. 130 - 134; siehe auch Marie-Christine Werner, „Die ganze Pfalz ist eine Leinwand", In: Die Rheinpfalz, Feuilleton, 6. Juni 1997

... Dr. Gisela Fiedler-Bender, Direktorin des Landesmuseums Mainz, zeichnete in ihrer Eröffnungsrede den künstlerischen Werdegang Michael Seyls nach, wie er von schwarzweißen Zeichnungen zur Farbe gefunden, sich jedoch weg von einer bunten Vielfalt hin zu den Primärfarben Rot, Gelb und Blau bewegt habe.
Sein Projekt, das Teil des diesjährigen rheinland-pfälzischen Kultursommers ist, sei deshalb so interessant, „weil man die Burg, die man sonst vielleicht nicht mehr wahrnimmt, plötzlich mit anderen Augen sieht. Der Künstler will uns sehen lassen, bewußt machen", sagte Fiedler-Bender. Solche progressiven Kunstaktionen rückten Kusel und die Region in der Kulturwelt in ein positives Licht...
Marie-Christine Werner, „Burg mit anderen Augen sehen. Burg Lichtenberg: Start der Lichtinstallation von Michael Seyl", Aus: Westricher Rundschau (Lokalausgabe der Rheinpfalz, Kusel), 6. Juni 1997

... „Malerei mit Licht" nennt er denn auch, was er mit den Burgen unternimmt, und knüpft dabei an die Land-Art der 60er Jahre an. Während Künstler wie Christo dabei aufwendige Eingriffe an Gebäuden und Landschaften vornehmen, kommt Seyl mit einigen Farb-Filter-Folien aus...
Roland Happersberger, „Mit Farb-Filter-Folien das Antlitz der Burg verfremdet", Aus: Unterhaardter Rundschau (Lokalausgabe der Rheinpfalz, Grünstadt), 4. März 1997

... Ungewöhnliches geschieht im Ludwigshafener Wilhelm-Hack-Museum. Besucher, die an der Koje der niederländischen De-Stijl-Maler vorbeischlendern, erleben einen jungen Mann, der eines der Bilder kopiert! Genau erkennt man, daß er eines der wichtigsten Werke Piet Mondrians, die „Komposition mit Rot, Gelb und Blau", auf der vor ihm liegenden Leinwand wiedergibt...
Ulrike Soltendiek, „Nur keine Angst vor Rot, Gelb, Blau", Aus: Mannheimer Morgen, 5. März 1996

... Die Aussagen Mondrians befolgend, will Seyl reine Primärfarben verwenden. Er läßt im Verlauf der Aktion in Konfrontation zu Mondrians „Komposition mit Rot, Gelb und Blau" eine „Komposition mit Magentarot, Gelb und Cyanblau" entstehen...
Rainer Dick, „Wer hat Angst vor Rot, Gelb, Blau?", Aus: Westricher Rundschau (Lokalausgabe der Rheinpfalz, Kusel), 1. März 1996

... Von Robert Schuhmann, dem Musiker, stammt der Ausspruch, es sei „des Künstlers Beruf, Licht zu senden in die Tiefe des Menschen". Ein Künstler, der Licht sendet, ist auch Michael Seyl. Auf Burg Lichtenberg bei Kusel startete der 32jährige angehende Kunsterzieher jetzt sein Projekt „Regenbogen bei Nacht"" - das spektakulärste Happening, das der Westpfalz in den letzten Jahren geboten wurde...
Rainer Dick, „Himmelsschauspiel über Kusel", Aus: Die Rheinpfalz, Feuilleton, 29. September 1995; siehe auch Rainer Dick, „Regenbogen bei Nacht bleibt unsichtbar", In: Westricher Rundschau, 29. September 1995

... Über Michael Seyls Arbeiten könnte als Motto stehen: „Ich möchte Augen öffnen." Ein Anliegen, für das es sich lohnt, neue Wege zu beschreiten...
Ingeborg Nicklas, „Erschließung neuer Sicht- und Erlebnisweisen", Aus: Westricher Rundschau (Lokalausgabe der Rheinpfalz, Kusel), 9. Mai 1995

... Bei allen Richtungen, denen Seyl bisher folgte, arbeitete er in vielen Variationen mit sich wiederholendem Grundthema. Stufe um Stufe ließ er ausgereizt hinter sich, von der ersten Bleistiftzeichnung bis zum mit Licht und Farbfiltern veränderten Raum oder der Leuchtstoffröhreninstallation, verfolgte er erste Ideen mit Akribie und im positiven Sinne sturer Ausdauer...
Andreas Fillibeck, „Das Spiel mit Farben und Licht", Aus: Pfälzische Volkszeitung (Lokalausgabe der Rheinpfalz, Kaiserslautern), 6. Mai 1995
 

Kunst am Bau

"Dieser Westrichkalender ist in seinem Leitthema der Kunst am Bau gewidmet. Jenen meist plastischen Werken, die wir an oder in öffentlichen Gebäuden mehr oder weniger als künstlerischen Beitrag zur Kenntnis nehmen. Vielleicht fällt im Kalendarium oder auch im Text noch das eine oder andere Werk auf, das bisher im öffentlichen Bewusstsein nicht hervorstach. Sicher ist, dass wir die Kunst am Bau in ihren zeitlichen Zusammenhang setzen müssen, auch dies wird anhand der Dokumentation deutlich. Man kann nicht selten aus der Kunst problemlos auf das Baujahr des Gebäudes schließen. Beim Gebäude der Kreisverwaltung wird die Kunst auf den Zeitpunkt der Renovierung hinweisen, denn die Lichtinstallationen von Michael Seyl sind eine künstlerische Ausdrucksform unserer Zeit. (...)"
Dr. Winfried Hirschberger, Vorwort zum Westrichkalender 2004, S. 5

"(...) Für die künstlerische Ausgestaltung im Rahmen dieser Baumaßnahme wurde in Abstimmung mit dem Berufsverband Bildender Künstler Michael Seyl aus Altenglan beauftragt. Der Künstler Michael Seyl ist mit seinen vielbeachteten Licht-Installationen im öffentlichen Raum weit über die Kreisgrenzen hinaus bekannt. Es entstand die Idee, seine Leuchtstoffröhrenbilder in dem Kreisgebäude zu installieren. Sie sollen die Besucher von ihrer unbestreitbaren ästhetischen Faszination her gefangen nehmen und zur Diskussion anregen. Es wird sich die Frage stellen, ist das Exponat nur dann ein Kunstwerk wenn es "unter Strom steht" oder kann es auch in ausgelöschtem Zustand so gesehen werden. Mit ihrer bewusst gewählten Farbgebung am jeweiligen Standort unterstützen die Bilder außerdem das vorhandene Besucherleitsystem. So entsprechen die Leuchtstoffröhrenbilder in ihren Farben denjenigen Farben, die den verschiedenen Gebäudeteilen durch das Besucherleitsystem zugeordnet sind."
Gerd Mildau, Künstlerische Ausgestaltung von Hochbauten in Rheinland-Pfalz, In: Westrichkalender 2004, S. 21 - S. 23

 

Kunst in der Kirche

"[...] Der Besucher betritt eine "Insel der Stille" - und der Kunst. Wie Hologramme schweben die Lichtprojektionen von Michael Seyl im Altarraum. Christus-Darstellungen aus 2000 Jahren Kunstgeschichte benutzt der Altenglaner Künstler für seine Installation.
Jeden Abend erscheint ein anderes Bild. Höhepunkt am 6. Januar: Der Kirchenraum erstrahlt ganz in Blau, der Farbe des Geistes."
Kai Scharffenberger, "Farben des Geistes", Aus: Leo. Das Freizeitmagazin für die Pfalz, 23. Dezember bis 29. Dezember 1999, S. 15
 
... Nun hat Seyl für eine Woche lang die Johanneskirche in Speyer West zum Experimentier-Ausstellungsraum umfunktioniert. Jeden Abend zwischen 19 und 20 Uhr wird die Kirche noch bis zum Freitag ihre Pforten öffnen und eine mehrteilige Lichtinstallation zeigen. Abend für Abend wird ein anderes Lichtkunstwerk an die Wand des Kirchenraumes projiziert, von denen jedes Einzelbild dem vielfältigen Kreuzsymbol gewidmet ist. Basis aller Projektionen ist das berühmte Selbstbildnis von Albrecht Dürer, auf dem der einflußreiche Renaissance-Künstler Christus mit seinen eigenen Gesichtszügen versehen hat. (...)
Dann fiel plötzlich strahlendes Blau und Rot auf die Backsteinwand über dem Altar. Das Bildnis Dürers, nun überdimensional groß und transparent, war in tiefes Blau getaucht und durchnetzt von der natürlichen Struktur der einzelnen Mauersteine.
Darauf prangte, das Gesicht Dürers geradzu bedrängend und teilweise verdeckend, in einem kräftigen Rot die erste Kreuzvariante: Das Christusmonogramm aus den Anfangsbuchstaben des Namens Jesus Christus, griechisch I und X...
Bettina Belitz, „Albrecht Dürer in einem etwas anderen Licht. Lichtinstallation von Michael Seyl in der Johanneskirche", Aus: Speyerer Rundschau (Lokalausgabe der Rheinpfalz, Speyer), 29. März 1999

... Es werde Licht: Dieses Motto gilt seit Freitag abend in der Johanneskirche Speyer auf ganz neue Art: Die Lichtinstallation von Michael Seyl sorgt für eine ganz besonders stimmungsvolle Illumination der Kirche...
"Wenn sieben Kreuze den Kirchenraum künstlerisch beleuchten", Aus: Speyerer Tagespost, 29. März 1999, Titelseite und S. 14; siehe auch "Zur Passionszeit illuminierte Kreuze", In: Speyerer Tagespost, 25. März 1999; siehe auch "Sieben Kreuze in helles Licht getaucht", In: Schwetzinger Zeitung, 26. März 1999

... Über dem Altar im ellipsenförmigen Kirchenschiff der Matthäuskirche in Zweibrücken-Rimschweiler hängt ein karges Holzkreuz. Auf dem Altar steht eine brennende Kerze. Daneben hat Michael Seyl eine Lilie gestellt. "In der Kunst wird dem Erzengel Gabriel als Symbol eine Lilie beigegeben", begründet er den Altarschmuck. Der Erzengel Gabriel steht im Mittelpunkt seiner Lichtinstallation, die am Dienstagabend begann. Bis einschließlich nächsten Montag wird jeden Tag ein verfremdetes Dia mit Bildern alter Meister an die Wand hinter dem Altar geworfen...
Thomas Büffel, „Bilder der Besinnung. Michael Seyls Lichtinstallation in der Zweibrücker Matthäuskirche", Aus: Zweibrücker Rundschau (Lokalausgabe der Rheinpfalz, Zweibrücken), 10. Dezember 1998; siehe auch "Nur wenige Stunden sichtbar", Interview mit Thomas Büffel, Ebenda

... Das Projekt des Künstlers heißt "Englische Grüße", Grüße des Erzengels Gabriel, des Engelsfürsten als Gottesboten mit dem Lilienstab. Gabriel ist der Engel des Anfangs, des Werdens - im Gegensatz zu Erzengel Michael, dem Engel des Endes, des Todes ...
Fromann, „Advent, die Kunst und Erzengel Gabriel", Aus: Pfälzischer Merkur, Zweibrücker Zeitung, 10. Dezember 1998

... Die Lichtinstallationen und Projektionen von Michael Seyl blenden die marktschreierische Vielfalt der Effekte, die die Außenwelt bietet, im Kirchenraum zugunsten der Konzentration auf wenige Farbklänge aus...
Horst Schwab, „Michael Seyl in ecclesia", Aus: Michael Seyl, in ecclesia, 7 Postkarten mit Texten von Horst Schwab und Roland Wagner, Druckerei und Verlag Koch, Kusel 1998

... Das, was er tut, ist nicht sofort eingängig. Es setzt die Bereitschaft voraus, sich einem Werk hinzugeben, sich einzufühlen, nachzudenken, zur Ruhe zu kommen. Seine Installationen zu goutieren, hat vielleicht etwas mit Kontemplation zu tun, mit Besinnung und Einkehr. Die nächste Stufe seines künstlerischen Wirkens hat daher eine spirituelle Qualität, die das meditative Moment seiner Lichtspiele verdeutlicht. In der evangelischen Kirche zu Kusel finden immer in den letzten Wochen vor dem Oster- und Weihnachtsfest sogenannte „silentium"-Abende statt. Sie sollen, wie es der kunstinteressierte und mit Seyl befreundete Pfarrer Roland Wagner einmal umschrieb, ein Gegengewicht sein zur allgemeinen Hektik vor den Festtagen. (...)
Michael Seyl arbeitet an der künstlerischen Gestaltung seit 1995 regelmäßig mit, indem er auch die Kirche zum Schauplatz seiner ruhe- und stimmungsvollen Installationen macht...
Rainer Dick, „Versuch über einen Freund: Der Künstler Michael Seyl", Aus: Michael Seyl, „Gelb, Rot, Blau", Druckerei und Verlag Koch, Kusel 1997, S. 15 - 26
 
 

Förderpreis

... Dorle Schimmer, Rahman Al Jabiri, Dietmar Brixi und Michael Seyl nahmen aus der Hand von Altoberbürgermeister Werner Ludwig den bedeutungsvollen Umschlag entgegen: Sie erhielten je 3000 Mark aus dem „Heny Roos - Dr. Werner Ludwig - Fonds". (...)
Michael Seyl, Jahrgang 1963, der bei Horst Schwab, Karl Otto Jung, Sigurd Rompza und Timm Ulrichs studierte, arbeitet viel mit Licht, also im konzeptuellen Bereich. (...) Bei seinem letzten Projekt „Burgenröte" strahlte er zwölf Pfälzer Burgen an. In einer Kunstaktion zu Mondrian im Hack-Museum bewies er, daß dessen Primärfarben nicht die reinen Primärfarben sind...
Heike Marx, „Hilfe für die Kunst. Fördergelder aus Roos-Ludwig-Fonds vergeben", Aus:Ludwigshafener Rundschau (Lokalausgabe der Rheinpfalz), 17. September 1998
 
 

Lehrjahre: Auf der Suche nach der Wirklichkeit der Farbe

CB: Sie haben in Saarbrücken bei Sigurd Rompza und Karl Otto Jung studiert und kamen in Münster in die Klasse von Timm Ulrichs. Welchen Einfluß nahm das Studium bei diesen Künstlern, die unterschiedlicher kaum sein könnten, auf Ihren eigenen künstlerischen Werdegang?
MS: Während meiner Studienzeit standen für mich das Kennenlernen und die Auseinandersetzung von verschiedenen künstlerischen Positionen im Vordergrund. In Saarbrücken bewegte ich mich im Spannungsfeld zwischen dem figurativen Maler Karl Otto Jung und dem konkreten Künstler Sigurd Rompza. Jung hat mir die Augen für alte Meister wie Dürer oder Menzel geöffnet, während Rompza Prinzipien des Bauhauses wie die Beschränkung auf wenige Mittel lehrte. An der Kunstakademie Münster lernte ich bei dem "Totalkünstler" Timm Ulrichs einerseits eine konzeptionelle Arbeit und zudem einen erweiterten Kunstbegriff kennen, der Kunst und Leben zu verbinden sucht. In keinem Fall ging es mir darum, ein Vorbild nachzuahmen. Vielmehr habe ich bei jedem meiner Lehrer die Bausteine herausgenommen, die mir für mein eigenes künstlerisches Fundament geeignet schienen ...
Michael Seyl im Dialog - Interview mit Cathérine Biasini, Aus: Michael Seyl, Rot Blau, Werkeheft, herausgegeben von Meinrad Maria Grewenig, Historisches Museum der Pfalz, Speyer 1998

... Es gibt wohl kaum jemanden, der sich noch niemals bei Anblick eines Sonnenunterganges oder eines Regenbogens der vielfältigen Farb- und Lichterscheinungen erfreut hätte. Wenn sich nun ein Künstler die gleichen Erscheinungen „in sein Studio" holt, untersucht und zum Gegenstand seiner Arbeit macht, so stößt er bei manchen Mitmenschen auf Unverständnis, das zum Teil auf dem Vorurteil beruht, man müsse Kunst mit Stift, Pinsel, Hammer oder Meißel schaffen und das Kunstwerk müsse etwas materiell Greifbares sein. Dabei ist es gerade ein Merkmal der Kunst, daß sie sich kaum abgrenzen und schon gar nicht eingrenzen lassen will.
In der Tat sind die Werkzeuge des aus Rutsweiler am Glan stammenden, 1963 geborenen Michael Seyl zur Zeit Projektoren, Leuchtstoffröhren, Farbfolien und monochrome Bildträger, und das eigentliche Kunstwerk existiert so lange als Wahrnehmungserlebnis des Betrachters wie seine Existenzbedingungen erhalten bleiben...
Horst Schwab, „Farb- und Lichtkontrapunkte zur medialen Bilderflut", Aus: Westricher Rundschau (Lokalausgabe der Rheinpfalz, Kusel), 11. Februar 1993 und Michael Seyl, „Bildende Kunst im Raum Kusel", Druckerei und Verlag Koch, Kusel 1994, S. 84f

... Jetzt meldet sich Michael Seyl, der gerade im Fach Kunsterziehung sein Examen abgelegt hat, in der Pfalz zurück. Ab 15. April ist in den Kuseler Buchhandlungen ein selbstproduzierter Katalog mit den reizvollen Farb-Interpretationen des Künstlers erhältlich. (...)
Unter dem Titel „Noch mehr Licht!" - eine Anspielung auf die angeblich letzten Worte Goethes - setzt sich der 28jährige mit der „Immaterialität von Farbe in grenzüberschreitender Malerei" auseinander. (...)
Er denkt in seinen Installationen gleichsam nach über Licht und Farbe, liefert Reflexionen zu Goethes umfangreicher Farbenlehre...
Rainer Dick, „Nicht alles muß materiell greifbar sein", Aus: Westricher Rundschau (Lokalausgabe der Rheinpfalz, Kusel), 14. April 1992

... Bei der Ulrichs-Crew darf ein Schuß Ironie nicht fehlen. Alain Brousse verstellt fünf Kerzen mit den Buchstaben L-I-C-H-T, wobei die mittleren drei erhöht sind. Dazu paßt Michael Seyls Kerzenaltar vor der „Propyläen-Kunstgeschichte". Auch seine nationalfarbigen Neonröhren entlockten uns ein Schmunzeln...
Sebastian Loskant, „Riesenrundgang zu kolossaler Kunst. Jahresausstellung der Kunstakademie", Aus: Münstersche Zeitung, 7. Februar 1992

... Wer unvorbereitet vor den Bildern und Installationen Michael Seyls in der „Kunst am Taubengarten" steht, dem bleiben wahrscheinlich zwei Möglichkeiten: Entweder er sieht fast nichts und wendet sich ablehnend ab. Oder er sieht ebenfalls fast nichts und läßt sich dann verführen, sich angesichts dessen auf eine zweifelnde Entdeckungsreise zu den eigenen Wahrnehmungsweisen zu machen...
Roland Happersberger, „Auf der Suche nach der Wirklichkeit der Farbe", Aus: Unterhaardter Rundschau (Lokalausgabe der Rheinpfalz, Grünstadt), 11. April 1989
 
 

Weltoffen und heimatverbunden

... Die Kunstszene im Kreis Kusel hat lange Zeit ein mehr oder weniger unbeachtetes Schattendasein geführt. Erst in den letzten Jahren haben die Kunstschaffenden hier eine eigene Identität entwickelt. Mit Selbstbewußtsein und Ideenreichtum trat eine Riege interessanter Künstlerinnen und Künstler - heimatverbunden und weltoffen zugleich - an die Öffentlichkeit. Der aus dem Kreisgebiet stammende Künstler Michael Seyl legt jetzt einen ersten Überblick über die derzeitige Kunstszene im Kuseler Raum in Buchform vor. (...)
Seyl stellt prominente Künstler wie den in Kusel lebenden Pfalzpreisträger Horst Schwab neben noch relativ unbekannte Kollegen...
Rainer Dick, „Weltoffen und heimatverbunden", Aus: Die Rheinpfalz, Palatina-Buch, 31. Januar 1995

... Das große Interesse an den Ausstellungen veranlaßte die Künstler, über eine Verbesserung der Organisation nachzudenken und somit wurde eine Vereinsgründung ins Auge gefaßt. (...)
Bei der Gründungsversammlung wurde der aus Rutsweiler am Glan stammende Michael Seyl zum Vorsitzenden gewählt...
„Kunstkreis Kusel gegründet", Aus: Westricher Rundschau (Lokalausgabe der Rheinpfalz, Kusel), 15. Dezember 1994

... Das Ergebnis Seylscher Mühen, künstlerisches Schaffen im Kreis Kusel aus seinem Schattendasein heraus ins Licht breiten Interesses zu rücken, präsentiert sich nun auf gleich zweierlei Art.
Zum einen in einem Buch, zum anderen mit einer Ausstellung beträchtlichen Ausmaßes, die in der Tuchfabrik einen großen Raum einnimmt...
Christian Hamm, „Zugang zum Schaffen Kuseler Künstler", Aus: Westricher Rundschau (Lokalausgabe der Rheinpfalz, Kusel), 6. Juni 1994; siehe auch Christian Hamm, „Kunst aus Kusel", Aus: Die Rheinpfalz, Feuilleton, 6. Juni 1994

... Eine Ausstellung besonderer Art wird am Wochenende in Kusel eröffnet: Rund 25 Einzelhändler haben ihre Geschäftsräume für eine umfangreiche Werkschau einheimischer Künstler zur Verfügung gestellt. Unter dem Motto „Kusel, Stil- und LebensArt" stellen dabei renommierte und weniger bekannte Kunstschaffende ihre Werke der Öffentlichkeit vor.
„Wir wollen zeigen, was hier im Raum Kusel an Bildender Kunst entsteht", erklärt Michael Seyl. Der Kunststudent gehört selbst zu den Ausstellern und hatte zusammen mit dem Lehrer Wilfried Dahl die Idee zu diesem Projekt...
Rainer Dick, „Kunst zu Menschen bringen", Aus: Westricher Rundschau (Lokalausgabe der Rheinpfalz, Kusel), 14. September 1988. - Die Ausstellungsreihe „Kusel - Stil- und LebensArt" hat in den Jahren 1989 und 1991 zwei Fortsetzungen erfahren.

... Im Kuseler Jugendhaus sind in der Ausstellung „Einblicke" (...) rund 140 Exponate von 24 jungen Kunstschaffenden zu sehen. (...)
Die Idee zu einem Forum junger Künstler stammt von Michael Seyl, der im Kuseler Jugendhaus seinen Zivildienst ableistete. Bei der Ausstellungseröffnung erklärte Seyl, man müsse nicht in die großen Zentren gehen, um Kunst zu entdecken...
Rainer Dick, „Treppe symbolisiert Aufbruch", Aus: Westricher Rundschau (Lokalausgabe der Rheinpfalz, Kusel), 11. November 1986. - Die Ausstellungsreihe „Einblicke", die von der evangelischen Kirchengemeinde Kusel veranstaltet wird, ist mittlerweile zum festen Bestandteil des kulturellen Lebens der Kreisstadt geworden. „Einblicke 8" wurde im Jahre 1998 gezeigt. Seit 1995 werden vom mitveranstaltenden Kunstkreis Kusel Förderpreise an junge Kunstschaffende vergeben.
 
 

Suche nach dem Fundament

... Im Herbst letzten Jahres konnte er in den Räumen des Friseursalons Venzke eine Reihe seiner Arbeiten vorstellen. Die Inhaberin Ursula Venzke  fand sich nun ein zweites Mal bereit, Seyl die Präsentation seiner Werke zu ermöglichen.
Gleichzeitig sind im Kuseler Cafe am Markt Arbeiten von Michael Seyl zu sehen. Er will „die Kunst zu den Menschen bringen", weil gerade im Kuseler Raum die Menschen selbst nicht auf die Kunst zugehen. „Die Leute", so meint er, „sollen auf Kunst treffen, wo sie es nicht unbedingt erwarten". So will er, wie schon mit der Ausstellung „Junge Kunst", die Menschen zur Auseinandersetzung mit Kunst anregen.
Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen großformatige Gemälde...
Rainer Dick, „Bilder treten in Dialog mit dem Umraum", Aus: Westricher Rundschau (Lokalausgabe der Rheinpfalz, Kusel) 16. März 1988

... Seine Wünsche und Hoffnungen hat Michael Seyl am klarsten in dem Aquarell „Kunst = Licht = Leben" verdeutlicht, das bereits im vergangenen Jahr der Ausstellung „Junge Kunst" im Kuseler Jugendhaus als Leitmotiv diente: eine Treppe, die ins Licht führt, zur Kunst, zum Geistigen und damit zum Glücklichsein...
Ingeborg Nicklas, „Ruhe und Lebendigkeit", Aus: Westricher Rundschau (Lokalausgabe der Rheinpfalz, Kusel), 18. September 1987

... Anke Schaupeter (1964), Michael Seyl (1963) und Peter Biskup (1962) fallen etwas ab. Ihnen fehlt noch die Ausgereiftheit, das sichere Umgehen mit Thema und Technik. Ob man ihnen einen Gefallen getan hat, indem man sie in das Kandidatenkarusell gesetzt hat, sei dahingestellt...
Andreas Schön, „Suche nach dem Fundament. Ausstellung bei Kunst am Taubengarten in Grünstadt", Aus: Unterhaardter Rundschau (Lokalausgabe der Rheinpfalz, Grünstadt), 28. Januar 1987

... Michael Seyl erinnert mit seinem Aquarell-Stilleben an die Vergänglichkeit, indem er den Früchten als Symbol der Lebensfreude einen Totenschädel gegenüberstellt...
Horst Schwab, „Junge Kunst im Kuseler Raum", Aus: Die Pfalz am Rhein, 1987, Heft 1, S. 30f; siehe auch Nachdruck : Pfälzer Bergland - Kuseler Musikantenland. Der schöne Landkreis Kusel. Sonderdruck aus >Die Pfalz am Rhein<, zusammengstellt von Karl Heinz, herausgegeben vom Landkreis Kusel, 1989, S. 63f

... Studenten der Kunsterziehung an der Universität Saarbrücken stellten in der Halle der Kreissparkasse Kusel eine Auswahl ihrer Werke vor. (...)
Die Zeichnungen, die Michael Seyl aus Rutsweiler vorstellte, sind bewußt einfach gehalten. Sie sollen dem Betrachter zeigen, daß eigentlich jedermann Zeichnen lernen kann. Auf seinen Bildern modelliert sich der Körper durch Licht und Schatten heraus. Seine Zeichentechniken sind die Parallel- und Kreuzschraffur. Bei einigen Zeichnungen ist besonders die Perspektive interessant...
„Saarbrücker Studenten präsentieren sich", Aus: Westricher Rundschau (Lokalausgabe der Rheinpfalz, Kusel), 1984

... Michael Seyl (Rutsweiler/Glan) und Werner Wenzel (Körborn), in Wort und Bild künstlerisch tätig, sind erstmals mit eigenen
Werken vor ein größeres Publikum getreten. Im Rahmen einer Aktionswoche in Herrstein (Kreis Birkenfeld) unter dem Motto „Frieden ist mehr als eine Masche" zeigte Michael Seyl vier gesellschaftskritische Bilder, Werner Wenzel nahm mit eigenen Gedichten teil...
Klaus Stemler, Aus: Westricher Rundschau (Lokalausgabe der Rheinpfalz, Kusel), im Herbst 1983