Stephan Haas

1951 - 1995


 
"Ich möchte in meinen Bildern wandern können." - Mit diesen Worten beschrieb der Maler Stephan Haas seine Methode, mit der er feststellte, ob ein Bild gelungen war.
Stephan Haas wurde im Jahre 1951 in Kaiserslautern geboren. Nach den Abitur begann er 1972 ein Kunststudium an der Akademie der Künste in Karlsruhe. 1974 ging er nach Berlin an die Hochschule der Künste, die er 1979 als Meisterschüler von Peter Ackermann verließ. Danach arbeitete er in Ateliers in Pforzheim und Kaiserslautern, bevor er 1988 in Hinzweiler ein Schulhaus erwarb, das er zu einem Atelier- und Wohnhaus umbaute. Er starb unerwartet im Jahr 1995.
Während seines Studiums beschäftigte er sich mit dem Thema Mensch. So entstand zum Beispiel eine Serie mit Kopfdarstellungen. Dabei hatte er nie bestimmte Personen im Blick. Vielmehr interessierte sich der Künstler für geschlossene und kompakte Formen. Schließlich entfernte er sich von der Motivdarstellung, wobei er Formen mehr und mehr einem Auflösungsprozeß unterzog. Fortan entwickelte er seine Bilder aus dem Malprozeß heraus.
Stephan Haas ging ohne vorher festgelegte Gestaltungsabsicht ans Werk. Seine großformatigen Bilder sind gekennzeichnet durch eine gestische Malweise. Während des Malens reagiert er auf spontane Eingebungen. So kann es passieren, daß bestimmte Elemente ausgearbeitet werden, die an Landschaften, Menschen oder Tierfiguren denken lassen. Er arbeitete an einem Bild über mehrere Wochen. Oft wurde ein Bild vollständig übermalt. Dadurch erhielt es neue Dimensionen. Er wischte oder kratzte, so daß tieferliegende Schichten an einigen Stellen zum Vorschein kamen. So entstanden stark bewegte Farbräume.
Stephan Haas gab seinen Werken selten einen Titel. Dadurch läßt er dem Betrachter die Möglichkeit, seine eigenen Erfahrungen einzubringen und auf Entdeckungsreise zu gehen. Und je nach Stimmungslage kann das Bild verändert wahrgenommen werden.
Die abgebildete Arbeit ist nach einem Aufenthalt in Südfrankreich entstanden. Der Maler stand noch unter dem unmittelbaren Eindruck eines Stierkampfes, als er das Bild zu malen begann, und er ließ seine Erlebnisse einfließen. Auf dem Bild ist aber weder ein Stier noch ein Matador zu entdecken. Lediglich gelbe und ockerfarbene Töne erinnern an den Sand der Arena, und rote Farbe verweist auf den Ausgang des Kampfes. Dem Künstler ist es gelungen, die Spannung und Dynamik des Kampfes in Form und Farbe umzusetzen.

Aus: Michael Seyl, "Bildende Kunst im Raum Kusel", Druckerei und Verlag Koch, Kusel 1994, S. 32f. (überarbeitete Fassung)
 
 

Ohne Titel
Öl und Acryl, 120cm x 170cm, 1989


  Verfasser: Michael Seyl